Ausgabe 06 - 2004 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Stadtentwicklung in Eigeninitiative

Der Rosengarten am Weinbergsweg wird im Sommer mit Kultur belebt

Während der öffentliche Raum in Berlins Innenstadt durch zunehmende Privatisierung zu einem knappen Gut zu werden droht, gibt es doch andererseits Orte, Plätze, Ecken, die sich eigentlich für eine öffentliche Nutzung anbieten. Man muß nur auf die entsprechende Idee kommen. Der Rosengarten im Volkspark am Weinbergsweg ist so ein Ort, und daß hier jetzt etwas passiert, dafür sorgt seit kurzem die gleichnamige Initiative „Rosengarten", eine Gruppe von sieben „Gärtnern" um die Berliner Architekten Horst Ploss und Olaf Grau. Mit Kunst- und Kulturveranstaltungen wollen sie aufmerksam machen auf diese Anlage am Weinbergsweg, die bei der Parkneugestaltung in den fünfziger Jahren angelegt wurde und eine Art Abschluß des eigentlichen Parks hin zu den höher gelegenenen Spielplätzen bildet.

Neben einer Pergola und einer Sandsteinmauer mit Reliefbildern befindet sich hier auch ein Parkhäuschen, das das Zentrum des Geschehens darstellt. Bis Mitte September immer donnerstags und freitags sowie am Sonntag gibt es ein gemischtes Programm aus Filmen, Lesungen und Ausstellungen. Die Organisatoren verstehen ihre Aktion als „sozialen, kulturellen und stadtplanerischen Eingriff in die Stadt, um die Stadt zum Besten zu gestalten". Früher wäre so was wohl schlicht als „Bürgerengagement" bezeichnet worden, aber glücklicherweise scheint es nur die Vokabel zu sein, die etwas aus der Mode gekommen ist, der Inhalt hingegen ist noch aktuell. „Rosengarten" sieht sich als Plattform für Künstler, die ihre Projekte der Öffentlichkeit präsentieren wollen, und möchte „mosaikartig" Einblicke in die Berliner Kulturszene gewähren. Die Organisatoren beziehen sich damit explizit auf die Geschichte des Volksparks, der seit mehr als 200 Jahren ein Ausflugsziel der Berliner darstellt und der neben Ruhe und Erholung immer auch Kultur und Zerstreuung bot. Vielleicht kann damit ja auch der in jüngster Zeit zu beobachtenden Tendenz, zu einem bevorzugten Treffpunkt von Drogendealern zu werden, wirksam entgegengesteuert werden.

Nach Abschluß des Projekts im September ist eine Art Katalog geplant, in dem die Veranstaltungen dokumentiert werden sollen, so daß ein lebendiges Bild der verschiedenen Facetten Berlins entstehen kann. Bleibt zu hoffen, daß nicht zu viele der geplanten Veranstaltungen buchstäblich ins Wasser fallen.

Das Projekt ist nicht-kommerziell ausgerichtet. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei, durch den Getränkeverkauf (zu moderaten Preisen, weit unter dem üblichen Mitte-Durchschnitt) sollen lediglich einige laufende Kosten gedeckt werden.

Am 2. Juli steht „Sönkes Sparshow" mit Lesung und Kurzfilmen auf dem Programm, am 4. Juli gibt es nachmittags Musik, Kaffee und Kuchen mit Bewohnern des Pflegeheims „St. Elisabeth-Stiftung" am Weinbergsweg, der Abend bleibt dem Fußball vorbehalten. Der aktuelle Veranstaltungsplan ist im Internet abrufbar.

Carola Köhler

> www.rosengarten-berlin.de, bis 19. September, immer Do und Fr ab 20 Uhr, So ab 16 Uhr

 
 
 
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