Ausgabe 02 - 2001berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Juden in Berlin

Eine neue Publikation zu den Berliner Juden

Ein Standardwerk - so der Verleger - ist soeben im Henschel-Verlag herausgekommen: der Band "Juden in Berlin". Der Titel ist zutreffend, dabei aber weder originell noch auffällig. In letzter Zeit kamen Bücher auf den Markt wie "Juden in Berlin 1933-1945", "Juden in Berlin-Mitte", "Jüdisches Leben in Berlin", "Jüdische Orte in Berlin".

Äußerlich fällt die Neuerscheinung schon eher auf: Der farbige Einband mit Motiven der berühmtesten Berliner Synagoge wird neben unzähligen anderen bunten Publikationen im Handel sowohl Fachleute als auch Laufkundschaft und Touristen anlocken. Das knapp ein Kilo schwere Buch mit mehr als 260 Seiten enthält kurze, sachlich und populär geschriebene Texte mit einer Vielzahl von Illustrationen. Es bietet sich zu einem ersten Blättern und einem Einstieg in das Thema an, um sich dann festzulesen. Der Buchdeckel nennt als Zielgruppe alle: Juden können sich der Berliner jüdischen Geschichte vergewissern, und Nichtjuden können das Buch als Mahnung dafür nehmen, dass die jüdische Geschichte Teil ihrer eigenen Geschichte ist.

Die bei der Buchpräsentation und in ersten Pressereaktionen erwähnten Zusammenhänge zum Preußenjahr sind nur ein Aspekt des Buches. Basierend auf aktuellstem Wissensstand, gibt der Band tatsächlich erstmalig einen Gesamtüberblick über die Berliner jüdische Geschichte seit dem Mittelalter bis hin zur jüngsten Vergangenheit des Jahres 2000. Die angedeutete Materialfülle lässt bereits auf die künftige, in Planung befindliche dreibändige Ausgabe hoffen.

Das außergewöhnliche Bild- und Dokumentenmaterial, zu großen Teilen aus dem Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz und aus privaten Sammlungen, macht die Lektüre noch spannender. Dieses Buch ist im Gegensatz zu etlichen Vorgängern nicht allein über Juden geschrieben, sondern auch von Berliner Juden, deren eigene Familiengeschichte in dieser Stadt bis zu 16 Generationen zurückreicht. Die AutorInnen sind darüber hinaus langjährige Mitglieder jüdischer Gemeinden. Eine daraus resultierende zu große Subjektivität der Darstellung, wie sie bei der Buchvorstellung ein Journalist befürchtete, ist auszuschließen. Zum einen wird bei unzähligen von Nicht-Juden geschrieben Publikationen über das Berliner Judentum selten an der Kompetenz der jeweiligen Autoren (z.B. bezüglich jüdischen Brauchtums) gezweifelt. Zum anderen wirken bei "Juden in Berlin" absolute Profis mit, studierte und praktizierende Historiker wie Dr. Andreas Nachama, Vorsitzender der Berliner Jüdischen Gemeinde, Dr. Hermann Simon, Direktor des Centrum Judaicum, und Prof. Julius Schoeps, Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums an der Potsdamer Universität. Neben diesen zeichnen als AutorInnen die Kuratorin und Stellvertretende Leiterin des Centrum Judaicum Dr. Chana Schütz sowie Claudia-Ann Flumenbaum.

S. K.

Nachama, Simon, Schoeps (Hgg.), Juden in Berlin. Henschel-Verlag, Berlin 2001, 49,80 DM

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  Ausgabe 02 - 2001