Ausgabe 10 - 2000berliner stadtzeitung
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Baut zwei, drei - viele Ahornblätter!

Förderverein greift Dieter Hoffmann-Axthelms Initiative auf

„Wiederaufbau des Ahornblattes!" forderte auf dem scheinschlag-Titel 8/00 der „Förderverein Wiederaufbau des Ahornblattes i. Gr." Das brachte den Stadttheologen Dieter Hoffmann-Axthelm auf eine tolle Idee: Warum nicht?, fragte er sich und schrieb dazu einen ganzseitigen Artikel im Feuilleton der Berliner Zeitung.

Darin stellte Hoffmann-Axthelm, der aus seiner Abneigung gegen DDR-Gebäude nie einen Hehl machte und Denkmalschutz für Bauten der Moderne für widersinnig hält, den Abriss des Ahornblattes als bedauerlichen Unglücksfall dar: „Fiskalismus des Bundes, Taktik des Bezirks und das ‚Planwerk Innenstadt' des Bausenats hatten sich hier so verknotet, dass der Abriss das letzte Schlupfloch aus der Sackgasse festgefahrener Positionen war", schreibt er. Hoffmann-Axthelm verschweigt dabei, dass das Planwerk Innenstadt aus seiner eigenen Feder stammt und er selbst, um Kritiker zu beruhigen, immer betonte, die Umsetzung des Planwerks komme ohne Abrisse aus. Gleich am ersten Ort, wo das Planwerk realisiert wird, wurde Hoffmann-Axthelm widerlegt: Mit dem Ahornblatt musste gar ein denkmalgeschütztes Gebäude einer faden Blockrandbebauung weichen.

Aber man kann ja ein neues bauen: „Nehmen wir an, die nächste Generation würde von dem Verlangen ergriffen, diese technisch interessante, im Übrigen aber etwas schlappe und alles andere als ortsstiftende Architektur wieder stehen sehen zu wollen und auch über die dafür nötigen Mehrheiten und Mittel zu verfügen. Ginge es denn?", fragt Hoffmann-Axthelm und gibt gleich die Antwort: „In der Tat, es ginge." Das Ahornblatt sei nämlich industriell gefertigt und somit reproduzierbar. „Wenn es gewollt würde, könnte jede Baufirma ein neues Ahornblatt errichten. Die Schwierigkeit wäre keine der authentischen Reproduktion, sondern der Akzeptanz - ob es genug Menschen gibt, die das Ahornblatt so schön und unverzichtbar finden, dass sie sich für einen Wiederaufbau engagieren würden", meint der Stadtforscher, schränkt jedoch ein: „Natürlich müsste man es, weil der Platz vergeben ist, dann an anderem Ort errichten. Aber auch das wäre kein Hindernis, ist doch ein weiteres Merkmal der Moderne die Ortsunabhängigkeit." - Wie haben wir das zu verstehen? Architektur auf Rädern? Hoffmann-Axthelm setzt noch einen drauf: „Reproduzierbarkeit schließt also auch Vervielfältigbarkeit ein. So könnte man sogar zwei, drei, vier neue Ahornblätter errichten, an unterschiedlichen Orten, ohne gegen den Geist der Moderne zu sündigen."

Der „Förderverein Wiederaufbau des Ahornblattes" hat bereits reagiert: Als vorrangiges Ziel wurde in die Vereinssatzung geschrieben, gesammelte Spenden in den Aufbau einer Fabrik zu investieren, in der die Ahornblätter am Fließband produziert werden. Zunächst sollen zentrale Plätze in Berlin mit den Ahornblättern bestückt werden. Gedacht ist an Schlossplatz, Alexanderplatz, Breitscheidplatz, Ernst-Reuter-Platz und Zionskirchplatz. Ob die neue Generation von Ahornblättern mit Rollen ausgestattet werden kann, wird derzeit noch statisch geprüft. Dieter Hoffmann-Axthelm soll dem Vernehmen nach der Ehrenvorsitz des Fördervereins angetragen werden. Nehmen sie die Wahl an, Herr Dr. Hoffmann-Axt-helm?

Hans Mentjes

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