Kann ich mich selbst glücklicher machen?
„Ja. Kaufen Sie unser neues Buch."
Ratgeber zum Glück scheinen ein lohnendes
Geschäft zu sein. Der Buchhandel wird geradezu überschwemmt
von allerlei dubiosen Werken à la Sorge dich nicht, lebe! Es
liegt also nahe, sich an die wissenschaftliche Forschung zu wenden, um
der Scharlatanerie zu entgehen. Das Münchner Institut für
Glücksforschung rät auch prompt dazu, ein für allemal zu
vergessen, „was Ihnen die vielen dubiosen Selbsthilfe- und
Psycho-Ratgeberbücher oder schnell zusammengestückelten,
armselig oberflächlichen Illustrierten- und Zeitungsartikel
über das Glück zuhauf und en masse erzählen wollen".
Wem nun die Ausdrucksweise der hohen Wissenschaft
unangemessen erscheint, der wird vielleicht auch ob des fachlichen
Werdegangs des Institutsleiters Bernd Hornung stutzig werden: Der weist
sich nämlich in einer Profession, die üblicherweise in den
Händen von Soziologen, Psychologen und Hirnforschern liegt, als
diplomierter Kaufmann und Handelslehrer aus. Und scheut sich nicht,
sich als „Deutschlands führenden Glückswissenschaftler"
zu bezeichnen, der mit Glücksforschung und Glückswissenschaft
Band I: Wie man wirklich glücklicher wird ein „Standardwerk"
verfaßt habe. Was treibt also dieser überaus
selbstbewußte Herr, der doch immerhin mit zahlreichen ihm
zugetanen Presseberichten hofieren geht?
Offensichtlich hat sich Hornung durch vielerlei
wissenschaftliche Literatur, vor allem aus den USA, gearbeitet, und
gibt nun, ohne auf eigene Forschungen verweisen zu können, ein
Best-of daraus wieder. Hangelt sich von den Definitionen für
Glück über neuronale Details hin zu den Fragen, welche
Menschen mehr und welche weniger glücklich sind. Streift dabei so
spannende Thesen wie die, daß das Glücklichsein in
wohlhabenden Gesellschaften kaum noch vom Einkommen abhänge. All
das wäre ja durchaus zu ertragen, würde Hornung nicht immerzu
in subjektive, ja geradezu naiv daherkommende Betrachtungen über
das Menschsein abgleiten und sich in den statistischen
Begrifflichkeiten und Argumentationen seiner angelsächsischen
„Kollegen" verfangen, sie zuweilen gar höchst
mißverständlich wiedergeben.
Gleichzeitig unterliegt er einem geradezu zwanghaften
Drang, sich gegen jene Wissenschaftler abzugrenzen, die sich an
hiesigen Universitäten dem Glück zugewandt haben. Ein
Soziologieprofessor muß sich zum Beispiel die Schmähung
gefallen lassen, bar jeder Sachkenntnis „eine Art hoch gebildeten
Schwachsinns" darzubieten.
Dabei liegt jenes Wort Schwachsinn
tatsächlich bedenklich nahe, sucht man die Internetseite auf, auf
der Hornung sein Institut präsentiert und aus seinen im Buchhandel
nicht erhältlichen Veröffentlichungen berichtet. Quietschbunt
zappelnde Grafiken und visuell schreiende Smileys stürzen aus dem
Bildschirm und machen die Lektüre des ebenfalls farbenfroh
gesetzten Texts nicht gerade einfach. Eingestreute Diagramme, die
Forschungsergebnisse referieren sollen, führen angesichts ihrer
fehlerhaften Beschriftung in die Irre. Bezeichnend erscheint, daß
letztendlich jeder Textabschnitt auf die Seite zur Bestellung der
„Standardwerke" weiterleitet.
Bernd Hornung, der von sich behauptet, auf der
anerkannten zehnstufigen Glücksskala zwischen acht und neun zu
liegen, zeigt mit aller Klarheit, daß kaum etwas sicherer zum
Glück zu führen scheint, als das konsequente Ausleben einer
gehörigen Portion Selbstüberschätzung.
Tobias Höpner
www.gluecksforschung.de