Auf einem anderen Stern
Die schönste Nebensache der Welt
In meinem Einkaufscenter ist es immer wohltemperiert, es
gibt keine Fliegen, Bienen und Mücken, kleine Brunnen
plätschern leise vor sich hin, die Pflanzen sind immer grün,
nie regnet es. Der Centermanager sorgt für mich, auf Bänken
darf ich mich ausruhen, die Durchsagen mit sanft modulierter Stimme
erschrecken nicht. Der Fahrer des Wagens, der die Zuliefereinfahrt
blokkiert, wird sicher schnell zu seinem Auto eilen und umparken. Die
Geschäftsführer im Center sehen mich gerne als ihren Kunden.
Wenn ich mich wohlfühle, dann betrete ich ihr Geschäft, um
mir etwas Schönes zu kaufen. Meinem Körper kann ich seit ein
paar Wochen selbst etwas Gutes tun. Sechs gepolsterte graublaue Sessel
mit hoher Rückenlehne laden mich auf der oberen Centeretage zu
einer Shiatsu-Massage ein. Wenn ich die Einladung annehme, wird mein
Rükken von einer speziellen Auflage zehn Minuten lang sanft an
ihren Druckpunkten stimuliert. Ich sehe, wie zwei Centerbesucherinnen
sich mit ihrem Rükken fest an die Auflage pressen, um von den zwei
Euro Gebühr keinen Cent der vibrierenden Schwingungen auszulassen.
Mit ihren Händen halten sie die Sessellehnen fest umfaßt,
als ob sie mit einem Flugzeug starteten. Ihre Gesichter sind ganz
entspannt, die Augen halten sie geschlossen, ihr Blick ist völlig
nach innen gerichtet. Sie verharren vollkommen regungslos. Die
vorbeikommenden männlichen Centerbesucher halten inne und
betrachten die Dasitzenden. Ohne Scheu blicken sie deren
Oberkörper an. Nach ein paar Sekunden setzen sie mit einem
Lächeln ihren ursprünglichen Weg fort.
sas