Mit Flohmarkt und Party gegen die Verdrängung aus dem Kiez
Neuer Ansatz zur Vernetzung von Alternativprojekten zeigt erste Blüten

Foto: Knut Hildebrandt
Es ist ja wahrlich nichts Positives daran zu finden,
wenn profitorientierte Hauseigentümer die Bewohner
selbstverwalteter Hausprojekte gängeln und damit zum Auszug
bewegen möchten. Gleichwohl hat die Tatsache, daß derzeit
mehrere derartige Projekte in Mitte und Prenzlauer Berg entsprechenden
Ärger haben, doch zu einem positiven Nebeneffekt geführt: Im
Winter gründete sich die Initiative „PiMP" (Projekte in
Mitte und Prenzlauer Berg), welche u.a. dem Treiben
aufwertungsinteressierter Hauseigentümer organisierten Widerstand
entgegensetzen will. In der Initiative sind verschiedene Haus- und
Kulturprojekte aus den genannten Bezirken vereint, u.a. die
Brunnenstraße 183, der Schoko-Laden und die Kastanienallee 86.
Die Probleme dieser Projekte mit ihren jeweiligen Eigentümern
waren es auch, welche die Initiative zur Gründung von PiMP
auslösten.
Die Initiative soll ein Forum sein, um gegenseitig
Erfahrungen und Informationen auszutauschen sowie gemeinsam
solidarische Strategien zu entwickeln. Es steht damit ein wenig in der
Tradition anderer Bündnisse und Foren, die in der Nachwendezeit
eine bessere Zusammenarbeit und engere Verzahnung der vielen
Hausprojekte und politischen Initiativen insbesondere im Osten Berlins
anstrebten, aber kaum langfristige Perspektiven entwickelten. Dabei ist
aufgrund der vielen Gemeinsamkeiten eine dauerhaftere Kooperation auch
über einzelne Kampagnen hinaus recht naheliegend man denke
nur an die vielfältigen kulturellen Aktivitäten der
verschiedenen Projekte. Und tatsächlich gab und gibt es ja auch
einen recht regen Austausch zwischen den jeweiligen Aktivisten
bisher aber meist nur kiezbezogen auf informeller Basis. Es wäre
zu hoffen, daß PiMP hier eine Anlaufstelle für kulturelle
und politische Initiativen bzw. Projekte etabliert, um eine
Gegenöffentlichkeit hinsichtlich der allgegenwärtigen
Aufwertungs- und Verdrängungsstrategien in Mitte und Prenzlauer
Berg zu schaffen sowie Strategien zur Unterstützung von bedrohten
Freiräumen zu entwickeln.
Da gemeinsames Feiern eine gute Gelegenheit darstellt,
um sich kennenzulernen und interessierte Menschen darauf aufmerksam zu
machen, daß es noch ein Leben jenseits von
„Prince-Denmark"-Clubnächten mit organisiertem Busshuttle
gibt, veranstaltet PiMP am 12. Mai eine lange Nacht der Subkultur. Vom
Nachmittag bis zum nächsten Morgen stellen die Projekte ihre
kulturelle (und auch politische) Vielfalt vor: So lockt die
Linienstraße 206 mit Flohmarkt und Hörspielkino,
während in der „Schönen Christine" Kiez-Urgesteine die
Entwicklungen rund um den Teutoburger Platz zu Vor- und Nachwendezeiten
diskutieren. Das Café Morgenrot lädt zum Kiezbingo, nebenan
plant die Galerie Walden eine Livepainting-Aktion. Und der Ackerkeller
konterkariert das PiMP-Motto mit einer etwas anderen Pyjama-Party. Der
einmal entrichtete Eintritt, der natürlich einem guten Zweck
dient, berechtigt dazu, alle Veranstaltungen der langen Nacht zu
besuchen, wobei eine Vielzahl von Events aber auch ohne Eintritt
zugänglich sein wird. Das Programm der langen Nacht der
Subkulturen wird im Internet zu finden sein.
Thorsten Friedrich
pimp.so36.net