Vergessene Biographien (59)

Tilla Durieux Schauspielerin, das ist Ottilie
Godeffroy, geschiedene Spiro, verwitwete Cassirer, verwitwete
Katzenellenbogen, geboren am 18. August 1880 in Wien, gestorben am 21.
Februar 1971 in Berlin.
Als Tochter einer ungarischen Pianistin und eines
Chemieprofessors französischer Herkunft erkämpfte sie die
Schauspielausbildung, debütierte 1901 und nahm den Namen ihrer
Großmutter an. Sie spielte in Berlin bei ihrem „Entdecker"
Max Reinhardt, bei Erwin Piscator und in vielen europäischen
Städten bis 1933. War auch finanzielle Förderin diverser
fortschrittlicher Künstlerinnen und Projekte. Ihr politisch
motiviertes Exil dauerte bis 1955. Im von den Nazis besetzten
Jugoslawien unterstützte sie Widerstands- und Partisanengruppen,
betrieb ein Hotel, arbeitete im Puppentheater von Zagreb als
Puppengestalterin und Regieassistentin.
Ab Anfang der fünfziger Jahre führten
Gastspiele sie wieder an deutsche Theater, bis 1970 war sie an
Hörspielen und Fernsehproduktionen beteiligt. Sie schrieb eigene
autobiographische Bücher und erhielt als eine der erfolgreichsten
deutschsprachigen Künstlerinnen viele Ehrungen. Sabine Krusen
Das um 1910 von Julie Wolfthorn, Mitbegründerin der
Berliner Secession, gemalte lebensgroße Porträt der jungen
Tilla Durieux ist für kurze Zeit Am Großen Wannsee Nr. 40 zu
besichtigen (täglich außer montags 11-18 Uhr).