Ausgabe 10 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Vergessene Biographien (55)

Wanda Landowska, Cembalo- und Klaviervirtuosin, Bewahrerin „alter" Musik, geb. am 5. Juni 1881 in Warschau als Tochter der vom Juden- zum Christentum konvertierten Philologin Ewelina und des Juristen Marian Landowski, gest. am 16. August 1959 in Lakeville/ Connecticut, USA. Sie erhielt seit ihrem viertem Lebensjahr Musikunterricht, absolvierte das Warschauer Konservatorium und studierte Klavier und Komposition in Berlin. An der Berliner Königlichen Hochschule für Musik 1913-19 hatte sie die erste Professur für Cembalo inne, ihrem lebenslang wichtigsten Instrument, das sie für die Musikgeschichte wiederentdeckte. Neben Konzertreisen und Erteilung von Unterricht in halb Europa siedelte Wanda Landowska um 1900 und zwischen 1920 und 1940 nahe Paris, wo sie Meisterklassen anbot, einen eigenen Konzertsaal und eine riesige Musikalien- und Musikinstrumentensammlung anlegte. Nach der Besetzung Frankreichs konnte sie auf der Flucht nur sich selber und drei Koffer in die USA retten. Ihr Grundstück mit der wertvollen Instrumentensammlung und der 10000 Bände umfassenden Fachbibliothek wurde von den Nazis geplündert. Eine „Wiedergutmachung" nach dem Krieg erfolgte nicht.

Sabine Krusen

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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