Ausgabe 09 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

geldstreber

Armer Wowi! Der Karlsruher Richterspruch vom Oktober hat ihn doch sehr getroffen. Die höchsten Richter der Republik hatten die Klage Berlins abgewiesen und nicht auf eine besondere Haushaltsnotlage erkannt, die einen Anspruch auf weitere Milliarden des Bundes begründen würde. Und somit kam die dunkle Seite des Regierenden zutage. Man liebt ihn und die Berliner allgemein ja für ihre Schnauze. Aber auf der anderen Seite kommt manchmal doch der krämerische Jammerer zum Vorschein, jetzt auch bei Wowereit: Die anderen seien ja sooo unsolidarisch, dabei habe Berlin doch sooo viele Aufgaben zu erfüllen, von denen die anderen doch auch profitierten, z.B. durch die Kultureinrichtungen. „Es heißt Staatsoper und nicht Stadtoper", belehrte er sie. Ist janz Balin eene Wolke? Doch wohl eher eine Kommune, der ganz offensichtlich die Staatsqualität abgeht. Von der „Stadtoper"zu reden wäre tatsächlich ehrlicher.

ratgeber

Die Cleveren unter den Transferleistungsbeziehern kennen ihn schon längst, und letztes Jahr hat ihn der damalige Wirtschaftsminister Clement durch seine diffamierenden Äußerungen auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. Im November erscheint das Werk nun in einer neuen Auflage: Der Leitfaden Alg II/Sozialhilfe von A-Z, eine unverzichtbare Hilfe für diejenigen, die sich nicht mehr alles vom JobCenter oder Sozialamt bieten lassen wollen. Extrem parteiisch und extrem praxisorientiert informiert der Band über die aktuelle Gesetzeslage und gibt Tips, wie man trotz aller Fußangeln im behördlichen Regelungsgestrüpp zu seinem Recht kommt. Mit einem Wort: Das ist der Große Konz für Alg II-Bezieher. Kaufbefehl! AG TuWas (Hg.): Alg II/Sozialhilfe von A­Z. 8 Euro, inkl. Porto. Zu bestellen per e-post: agtuwas@web.de oder fon: 069/15332829.

preisheber

Es ist ja wahrlich nichts Neues, daß die BVG alle paar Monate wieder Preiserhöhungen verkündet, wie letztens, als man mitteilte, man wolle die Tarife um fast zehn Prozent anheben ­ und das trotz Berechnungen des Unternehmens, daß es deswegen allein im vorigen Jahr über acht Millionen Mal vorkam, daß Fahrgäste auf andere Verkehrsmittel umstiegen. Nunmehr ließ sich BVG-Marketingdirektor Tom Reinhold zu der Äußerung hinreißen, die Steigerung der Fahrgastzahlen könne „nicht das Oberziel" eines Verkehrunternehmens sein. Aber was, bitte schön, ist nach Meinung der BVGler dann das Oberziel eines öffentlichen Fahrgastbetriebs? Zugnummern aufschreiben? Autos bauen? Rosen züchten?

netzweber

Das schwedische Atomkraftwerk Forsmark war nach einem Beinahe-GAU gerade abgeschaltet worden, als Gegner der Restrisiko-Stromerzeugung die Gelegenheit zur Kampagne ergriffen: „Atomausstieg selber machen!" skandieren sie seitdem. Damit waren gar nicht die eher handwerklichen Aktivitäten zum alljährlichen Atommülltransport ins Wendland gemeint, der dort am 12. November erwartet wird. Vielmehr möchte die Initiative möglichst viele Haushalte zum Umstieg auf Ökostrom bewegen und damit den Atomkraftwerken die Geschäftsgrundlage entziehen. Für Berliner hieße es, vom Bewag-Käufer und Forsmark-Betreiber Vattenfall Abschied und dafür gegebenenfalls eine leichte Preiserhöhung in Kauf zu nehmen. Beratung gibt's kostenlos unter fon: 0800/7626852 und im Netz unter www.atomausstieg-selber-machen.de.

termine

Am 7. November lädt die Heinrich-Böll-Stiftung um 20 Uhr zu einer szenischen Lesung samt Podiumsdiskussion unter dem Titel „Klasse(n) Theater! Wie kommt das Soziale auf die Bühne" in die sophiensaele, Sophienstraße 18, Mitte. Anwesend sind u.a. der Filmemacher Andres Veiel, das Künstlerkollektiv Rimini-Protokoll und der Schauspieler Leopold von Verschuer.

Das Jüdische Museum bietet anläßlich des Jahrestages der Pogromnacht am 9. November um 14 Uhr eine Führung zur historischen Entwicklung des Antisemitismus an. Anmeldung unter fon: 25993343, die Führungsgebühr beträgt 3 Euro zusätzlich zum Museumsticket von 5 Euro, ermäßigt 2,50.

Kann solidarische Ökonomie eine wirksame politische Strategie gegen Armut und Ausgrenzung sein? Und wie geht das? Diesen und weiteren Fragen geht der Kongreß „Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus" nach, vom 24. bis 26. November an der TU Berlin, weitere Informationen und Anmeldung unter fon: 04231/ 957512 oder

www.solidarische-oekonomie.de .

scheinschlag hofft

auf Unterstützung für seinen Herausgeber, den gemeinnützigen VBD e.V. Spenden bitte auf das Vereinskonto 608005906, BLZ 86010090 bei der Postbank Leipzig. Die Adresse des edlen Spenders bitte dem VBD e.V., Ackerstraße 169/170, 10115 Berlin oder info@ scheinschlag.de mitteilen. Bei einer Spende ab 50 Euro gibt's als Dankeschön ein Jahresabo des scheinschlag.

scheinschlag sucht

weiterhin Leute, die über Stadtpolitik schreiben können und wollen: Bezirkspolitik von oben wie von unten, Umstrukturierungen der Arbeitswelt, Stadtentwicklungstendenzen, außergewöhnliche Kulturprojekte, Überschichten und den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Bei Interesse wendet euch bitte an die Redaktion, fon: 28599063, e-post: info@scheinschlag.de.

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Autorentreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, den 11. November, um 14 Uhr statt.

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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