Ausgabe 08 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Gesammelte Werke

Buddha Maschine, das klingt wie bügelfreie Hemden, Diätpillen oder garantierter Gewinn beim kostenlosen Preisausschreiben. Irgendwie zu phantastisch, als daß es wahr sein könnte, und natürlich vermutet man zu Recht einen Haken. Die Buddha Machine gibt es aber wirklich. In China und Südostasien dudeln auf diesen kleinen batteriebetriebenen Plastikkisten mit Lautsprecher Low-Fi-Sutren, die gemeinhin als religiöse Gedächtnisstütze dienen. Für 20 Euro sind die Buddha-Machines mit Ambient-Loops nun auch in säkularisierter Form zu kaufen. Dahinter steckt das Projekt FM3 von Christiaan Virant und Zhang Jian. Und weil die zehn Loops auf dem Player recht schnell durch sind, legen sie nun mit Jukebox Buddha (Staubgold) neue Tracks nach. Darauf läßt Blixa Bargeld einige Sekunden frühlinghaftes Vogelgezwitscher erklingen, das Kammerflimmer Kollektief ergeht sich in esoterischen Jazz-Interpretationen, und Thomas Fehlmann versucht sich an der Verflüssigung Buddhas in elektronischer Form. Insgesamt finden sich auf der CD 15 Tracks, die im weitesten Sinne der Kategorie Ambient zuzuordnen sind. Und wer das alles nicht versteht, dem sei der BuddhaMachineCommercial empfohlen, wo in einfachen und klaren Worten die suggestive Kraft dieser Maschine erklärt beziehungsweise angepriesen wird. Ein mehr als unterhaltsamer Sampler.

Weniger spirituell und deutlich weltzugewandter geht es auf Days Of Summer (Brigade Mondaine) zu. In den sechziger und siebziger Jahren sorgte der Brilliant Verlag für Hintergrundmusik diverser deutscher Fernsehproduktionen wie der Oswald-Kolle-Aufklärungsfilme, Aktenzeichen XY oder Klimbim. Auf Days Of Summer finden sich Easy Listening, Bossa Nova und Schlager einträchtig nebeneinander und lassen recht unbeschwert und leicht den Sommer ausklingen. Unbeschwerte Melodien im Breitwandformat mit großem Orchester, mal melancholisch für herzzerreißende Liebesszenen, mal spannend als Untermalung von Verfolgungsjagden. Gegründet wurde der Brilliant Verlag 1964 von den beiden klassisch ausgebildeten Komponisten Werner Tautz und Heinz Kiessling, die relativ schnell erkannten, daß sie mit Jazz und im weitesten Sinne gehobener Unterhaltungsmusik eine Lücke füllen können. Als Bandleader war vor allem Kiessling überaus erfolgreich, so daß es sogar zu einer Zusammenarbeit mit Frank Sinatra kam.

Noch weiter zurück geht es auf einer Veröffentlichungsreihe des kleinen Labels Certon. Unter dem Namen der Hamburger Djane Swingin' Swanee sind drei Zusammenstellungen erschienen, die Glanzstücke des Swings der dreißiger und vierziger Jahre versammeln. Und weil Swing nie nur Tanzmusik war, sondern auch immer Widerständigkeit transportierte, klingen die Songs auch heute immer noch unverbraucht und frisch. Einziges Manko dieser drei CDs sind ihre dollen Titel: Wild Party, Devil´s Holiday und That´s Rhythm und das fast schon peinliche Art-Work, das uninspiriert nach Kaufhausramsch ausschaut. Aber davon sollte man sich in diesem Fall nicht abschrecken lassen.

Marcus Peter

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
Ausgabe 08 - 2006 © scheinschlag 2006