Ausgabe 05 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Schraps hat den Hut verloren. Wer hat ihn?

Wir sind höchst enttäuscht. Schwer empört. Tief beleidigt. Erst wird enthüllt, daß der BND spitzelt. Sogar bei Journalisten! Und dann läßt sich diese Gurkentruppe auch noch von den von ihnen Observierten erwischen. Daß die Pullacher Schlapphüte für die Bespitzelung von Journalisten deren Kollegen anwarben ­ okay. Wenn wir das alles aber richtig verstanden haben, wurden Bespitzelte anschließend auch noch durch den BND zu Spitzeln umgedreht, während wiederum andere Observierte den BND beobachteten ­ sieht eigentlich noch jemand durch, wer hier wen überwacht?

Nur uns hat mal wieder kein Schwein gefragt! Dabei hätten wir diese staatliche Spitzel-Subventionierung auch ganz gut gebrauchen können und dafür gern die eine oder andere „Insider"-Anekdote zum Besten gegeben. Na gut, vielleicht auch nicht. Aber immerhin hätten sie uns ja mal fragen können!

Zumal sie ja demnächst bei uns gleich um die Ecke residieren werden, auf dem Gelände des Stadions der Weltjugend. Und nun wollen sie nicht mal komplett umziehen, sondern einen Viertelhut im bayrischen Pullach zurücklassen. So geht das nicht. Wir sind Hauptstadt! Wir wollen den ganzen BND in Berlin! Wir wollen alles, was uns zusteht! Und größer und schöner! Und noch doppelt! Und außerdem die längste Antenne der Welt auf das neue BND-Gelände! Notfalls könnte man ­ wie weiland die Siegessäule ­ den Fernsehturm verschieben, aufs BND-Gelände. (Und wenn das nicht geht, dann wenigstens oben drauf auf den Lehrter Bahnhof. Der ist auch neu.)

Aber nicht nur, daß wir nicht angeworben werden ­ wir werden offenbar noch nicht mal bespitzelt! Der Briefkasten quillt über, niemand öffnet die Post, niemand bearbeitet unsere E-Mails, korrigiert unsere Texte, leert die überquellenden Papierkörbe, macht das Licht aus, wenn wir das wieder mal vergessen haben. Eine große Sauerei und eine Sache für den Rechnungshof: Was treibt dieser Haufen da eigentlich die ganze Zeit mit unseren Steuergeldern!? Das geht so nicht! Ein unauffälliger Wagen vor der Tür und das vertraute Knacken in der Telefonleitung wären ja wohl das Mindeste, was man erwarten dürfte!

Natürlich sind die nicht vorhandenen Anzeichen, daß da jemand zugange ist, die deutlichsten Signale, daß jemand zugange ist! Der öffentliche Skandal ist ja lediglich ein wohlplaziertes Ablenkmanöver, auf das wir nicht reinfallen werden!!

Warum ­ zum Beispiel ­ haben uns über all die Jahre so viele Pressemitteilungen zu Tilo, Maxi und Schnute erreicht? Zweifellos stecken diese angeblichen „Bären" mit den Geheimdienstlern, dem für seine finsteren Umtriebe bekannten „Bezirksamt Mitte", der von Scientology unterwanderten „UNO" und den „Amerikanern" unter einer Dek- ke, um die per UFO eingeflogenen Bodyswitcher-„Bären" im September auf den Berliner Bürgermeisterthron zu hieven! Entgangen ist uns auch nicht, daß unsere uralten Rechner immer noch funktionieren!! Und die seit Jahren nicht mehr geölte Tür zu den Redaktionsräumen QUIETSCHT AUCH NICHT MEHR!!!

Daß unser Plätzchen auf der Straße vor der Redaktion angeblich abhörsicher sein soll, kann uns auch nicht einlullen. Das wirft ja nur die nächste logische Frage auf: Wer unter uns ist eigentlich der Spitzel und wer der Außerirdische???

PS: Achtung!!! Bei Orthographiefehlern, falscher Seitennumerierung, geklauten Überschriften und unverständlichen Texten in dieser Zeitung ist die oben beschriebene Organisation verantwortlich!!!

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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