Ausgabe 03 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Vattenfalls wahres Gesicht

Der Raubbau an Natur und Menschen in der Lausitz geht weiter

Vattenfall übernahm 2003 die Berliner Bewag. Für die Berliner bedeutet das zunächst einmal nicht viel. Die Kunden der Bewag werden nach wie vor von den gleichen Kraftwerken versorgt, und auch im Preis-Leistungsverhältnis hat sich nicht viel geändert. Also hat einfach ein europäischer Riese den kleinen Stromkonzern aus Berlin gekauft und auch dessen Umweltphilosophie übernommen? Nicht ganz. Die Vattenfall Europe AG ging 2002 aus der Fusion der Energieversorgungsunternehmen der Hamburger HEW, aus VEAG, LAUBAG und der Berliner Bewag hervor. Mit dieser Fusion entstand das drittgrößte deutsche, gleichzeitig das fünftgrößte europäische Stromunternehmen. Der Mutterkonzern Vattenfall (deutsch: Wasserfall) ist als schwedisches Staatsunternehmen heute in Deutschland, Finnland und Polen aktiv.

Vattenfall wirbt zwar massiv damit, daß dem Umweltschutz Rechnung getragen wird durch CO2-ausstoßarme Kraftwerke und die Entwicklung regenerativer Energien. Doch vor allem Umweltverbände bezweifeln das, ist der Konzern doch gleichzeitig einer der größten Tagebauunternehmer und setzt nach wie vor hauptsächlich auf Braunkohlestrom, der wegen seiner starken Klimaauswirkungen und der großflächigen Zerstörung natürlicher Lebensräume und ganzer Siedlungen im Tagebau kritisiert wird: Vattenfall hat in Deutschland neben der Übernahme von mehreren Kraftwerken auch verschiedene Tagebaue wieder in Betrieb genommen, gar neue eröffnet.

Horno ist ein trauriges, durch die Medien bekannt gewordenes Beispiel, wie mit einem Dorf, das den Profitinteressen des Konzerns im Wege steht, umgegangen wird. Dörfler, die sich nicht mit einer Abfindung zur Aufgabe ihres Hauses bereit fanden, wurden einfach zwangsgeräumt. Die Bewohner des kleinen sorbischen Dorfes hatten sich schon zu DDR-Zeiten gegen die drohende Zerstörung durch den geplanten Kohleabbau gewehrt. Die DDR-Führung setzte dieses Projekt nicht mehr um, und die neue Regierung Brandenburgs versprach den Hornoern vollmundig, daß das Projekt ad acta gelegt sei. Als sich aber Vattenfall für die bei Horno liegenden Braunkohlereserven interessierte, war auch die brandenburgische Landesregierung bereit, der Zerstörung der sorbischen Landschaft inklusive Hornos zuzustimmen. Horno existiert heute nicht mehr, und an seine Stelle ist ein die ganze Umgebung zerstörender Tagebau getreten.

Doch das Drama fand damit kein Ende: Der nächste Konflikt betrifft die ökologisch wertvolle Lakomaer Teichlandschaft und das Dorf Lakoma, die dem von Vattenfall betriebenen Tagebau Cottbus-Nord weichen sollen. Um die Bedenken der Umweltschützer zu zerstreuen, sollen bedrohte Tierarten umgesiedelt werden – ein fragwürdiges Unterfangen, wie Sachverständige meinen. Letztlich geht es auch hier nur darum, möglichst ungestört der Natur ihre Güter zu entreißen.

Inett Kleinmichel

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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