Ausgabe 03 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Leidenschaft für Breakdance

Esther Gronenborns sehenswerter Spielfilm über „geduldete" Flüchtlinge

Teenager zu sein in einer Kleinstadt ist nicht sonderlich aufregend. Trotzdem wollen die vier Freunde Adil, Idris, Elvis und Jonni hier nicht weg. Denn diese Kleinstadt befindet sich im sicheren Deutschland, und sie sind jederzeit von der Ausweisung in das ehemalige Jugoslawien bedroht. Ihre Familien leben teilweise immer noch im Flüchtlingsheim auf engstem Raum. Das ist nicht einfach, aber normal für sie. Und sie haben ihre Breakdance-Gruppe, wo sie täglich mit Leidenschaft für einen überregionalen Wettbewerb trainieren. Eines Tages bekommt Adils Mutter den Brief von der Ausländerbehörde über ihre geplante Abschiebung. Da ist es mit der Normalität vorbei.

Esther Gronenborn erzählt in ihrem neuen Film Let´s break (Adil geht), wie es ist, wenn man in Deutschland als Flüchtling nur „geduldet" ist: Natürlich will Adil nicht zurück in den Kosovo, an den er sich kaum noch erinnert. Er kann auch die Sprache kaum. Seine kleine Schwester spricht nur deutsch. Die Dame vom Ausländeramt ist jedoch unnachgiebig. Man verspricht ihnen eine erhöhte Umzugshilfe, wenn die Familie das Land freiwillig und fristgemäß verläßt. Da gibt es nur ein Problem: Die Ausreise soll genau einen Tag vor dem überregionalen Breakdance-Wettbewerb sein, für den Adil und seine Freunde so lange trainiert haben. Ohne ihn würde die Nummer nicht funktionieren, denkt er. Natürlich will er seine Freunde nicht verlassen, andererseits seiner Familie auch keinen Ärger machen. Er steckt in einer Zwickmühle. Das erfährt der Zuschauer nebenbei, vor allem durch das Videotagebuch, das Freund Idris für seine Abreise dreht. Dafür hält er auf alles drauf, was ihm interessant erscheint: Streit zwischen den Freunden oder die arrangierte Hochzeit von Jonni, einem Roma. Oder die sich anbahnende Romanze zwischen Adil und der deutschen Gastwirtstochter Momo, die ihn bei sich versteckt.

Weil die Darsteller im wahren Leben auch Flüchtlinge mit Duldungsstatus sind, erhält der Film noch mehr Authentizität, als er ohnehin schon besitzt. Das wäre auch Stoff für eine knallharte Sozialreportage. Let´s break (Adil geht) ist ein sehenswerter Film mit einer wichtigen Botschaft, die darin unterschwellig spürbar wird. Denn die Regisseurin will damit auf die Tatsache aufmerksam machen, daß es für Leute wie Adil und seine Freunde immer noch keine praktikable Lösung gibt. Ansonsten zeigt der Film Jugendliche, die eine Leidenschaft für Breakdance haben und nicht ganz so normale Probleme.

Ingrid Beerbaum

Start am 6. April im Eiszeit, Nickelodeon und Lichtblick

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
Ausgabe 03 - 2006 © scheinschlag 2006