Ausgabe 02 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Räumungsversuche von Format

Am 11. Januar bekamen die 25 Mieter des zweiten Hinterhauses in der Reichenberger Straße 114 Post von der Polizei. In den Briefen wurde den Bewohnern mitgeteilt, daß gegen sie Anzeige wegen Hausfriedensbruchs erstattet wurde. Eigentlich verwunderlich, schließlich können alle Angezeigten Mietverträge vorweisen.

Doch die Betroffenen wundern sich schon lange nicht mehr. Denn seit die Firma Format im Auftrag der Brauner Eigenheim und Grundstücks KG die Verwaltung des Hauses übernommen hat, sollen die Mieter verschwinden. Mal wollten Elektriker den Strom, mal Klempner das Wasser abstellen. Den Handwerkern wurde von den Verwaltern vorgegaukelt, daß das Haus leer oder illegal besetzt sei. Der Bewag wurde gesagt, daß die Bewohner Strom klauen. Später mußte sich der Stromkonzern dafür bei den Mietern entschuldigen. Die konnten nämlich nachweisen, daß an den Vorwürfen nichts dran war.

Am 21. November letzten Jahres hatte die Hausverwaltung angekündigt, das Hinterhaus räumen zu lassen. Die alarmierten Bewohner informierten die Presse. An diesem Tag blieb die Drohung nur ein Bluff. Allerdings denkt die Hausverwaltung weiterhin nicht daran, die Verträge der Mieter zu akzeptieren.

Am Morgen des 18. Januar verschaffte sich eine Mitarbeiterin der Hausverwaltung mit vier Handwerkern gewaltsam Zugang zum Haus. Sie ließ die Tür zum Treppenhaus des zweiten Hinterhauses aufbrechen und wollte von allen Bewohnern die Mietverträge sehen. Zudem forderte sie die hinzugezogene Polizei auf, von allen Anwesenden die Personalien aufzunehmen, was die Polizei jedoch ablehnte.

Nun warten die Bewohner auf erneute Räumungsversuche von Format. Sie wollen allerdings nicht kampflos auf ihre Rechte als Mieter verzichten und betonen, daß sie in dem Haus wohnen bleiben wollen. Sie beabsichtigen, sich mit weiteren Bewohnern der von Format verwalteten Häuser zu vernetzen. Für die Kontaktaufnahme haben sie unter format-betroffene@gmx.de eine E-Mail-Adresse eingerichtet.

Den Anwalt Moritz Heusinger erinnern die Methoden von Format an die berüchtigten Entmietungsaktionen, wie sie in den achtziger Jahren in West-Berlin bekannt geworden waren. Heusinger hält das Verhalten der Verwalter, die bestehenden Mietverträge einfach zu ignorieren, für juristisch völlig unhaltbar.

Peter Nowak

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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