Ausgabe 01 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Die alten, bösen Lieder

So ändern sich die Zeiten: War das „Festival des politischen Liedes", das von 1970 bis 1990 bestand, eine offiziöse Veranstaltung der FDJ, sieht sich das „Festival Musik und Politik", das diese Tradition weiterführen will, heute eher am Rande des Kulturbetriebs. In seiner heutigen Form und unter der Leitung von Lutz Kirchenwitz existiert es seit 2000 – und spricht keineswegs nur ein Publikum an, das damals schon dabei war. Kirchenwitz, der bereits beim FDJ-Festival mitmischte, betreibt mit dem Verein Lied und soziale Bewegungen e.V. auch die historische Retrospektive.

Das Festival deckt mit seinem Programm heute ein Spektrum ab, das weit über die alten Kämpen der Liedermacherei hinausgeht. Besonders hervorzuheben ist aber auch, daß es breiten Raum für Debatten gibt, welche die politische Relevanz von Musik durchaus problematisieren und nicht als gegeben voraussetzen. Die Podiumsdiskussionen ­ in diesem Jahr etwa zu den Themen „Eine neue deutsche Welle als (musikalische) Leitkultur?" und Musik der 50er Jahre ­ werden dann hinterher in Broschüren gebündelt.

Hauptveranstaltungsort ist auch 2006 wieder die WABE in der Danziger Straße, zu hören sind Liedermacher wie Jan Frisch und Christoph Weiherer, aber auch Bernadette La Hengst und die britische Oysterband treten auf. Es gibt Gesprächskonzerte über die „Lieder der Märzrevolution" 1920 und zum Thema Neue Musik und Politik. Außerdem wird das Festival wieder von einer Ausstellung begleitet: Kalter Krieg und schrille Töne ­ der Klang der 50er Jahre. Eine „Lange Nacht der Folk-Filme" findet ebenso im Rahmen des Festivals statt wie der Endausscheid des Bandwettbewerbs der DGB-Jugend.

hb

* Das Festival Musik und Politik findet von 23. bis 26. Februar statt.

www.musikundpolitik.de

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