Ausgabe 01 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Unterwegs wohnen soll unbezahlbar werden

Alexandar Goldmann bekämpft nicht nur den Papst, der Elektro-Organist legt sich jetzt auch mit dem Deutschen Bundestag an.

In der Beschlußpipeline des Bundestages liegt ein Gesetz, von dem keiner weiß, wann es zur Abstimmung eingespeist wird. Wegen einer Änderung der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung werden seit Mai 2005 Geländewagen mit mehr als 2,8 Tonnen ebenso wie PKW nach Hubraum und Schadstoffausstoß besteuert. Das Gesetz soll Geländewagenbesitzer abkassieren, die ihre Egopumpen als LKW angemeldet haben. Dummerweise fallen unter die Neuregelung auch Wohnmobile. Am härtesten trifft es LKW- und Busbesitzer, die in wunderschönen uralten Kisten wohnen und ordentlich Hubraum unter der Haube haben. Für große Busse wären ab 2008 jährlich bis zu 4000 Euro Steuern fällig. In Deutschland sind ca. 370000 Wohnmobile angemeldet, entsprechend viele Klagen erreichten den Bundesrat, der die Änderung abgesegnet hatte. Deswegen beantragte Nordrhein-Westfalen im April eine Wiederherstellung des „Wohnmobilprivilegs". Es wurde eine Länderarbeitsgruppe gebildet, die einen gemeinsamen Änderungsantrag erarbeitet hat, der weiterhin ausgerechnet die wenigen Freaks benachteiligt, die in alten LKWs wohnen, vor allem klassische Rollheimer und Bands, wegen der riesigen Hubräume. Als einzige Besserung ist ab 2011 (!) ein dauerhafter Abschlag von der Kraftfahrzeugsteuer in Höhe von 20 Prozent vorgesehen. Der Bundesrat beschloß, „den Gesetzentwurf beim Deutschen Bundestag in einer Neufassung einzubringen".

Alexandar Goldmann (Musiker bei Ex-Feeling B, Ex-Kamikaze 52), der mit seiner verängstigten Kirchenorgel Lola schon erfolgreich das Ableben Polenpaules erspielte, wird jetzt die verschnarchten Wohnmobilisten organisieren: „Das einzige, was jetzt noch hilft, ist das Regierungviertel lahmzulegen. Solange die Iveco-Rentner Petitionen schreiben, passiert eh nichts. Eine schöne Wagenburg um den Reichstag aber wäre ein echtes Argument." Goldmann ist mit Lola-Angst in einem alten Bundeswehrbus unterwegs, in dem er auch Parties veranstaltet. Goldmann kündigt für März/April die „größte ökumenische Diesel-Party" vor dem Reichstag an: „Wie immer völlig pervers." LKW- Besitzer werden unter www.lola-angst. com um Kontaktaufnahme gebeten.

Emil Pasunke

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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