Ausgabe 10 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

leserbriefe

zur Jubiläumsausgabe 9/05

Nun halte ich Eure „15 Jahre" in den Händen und in den Augen. Ein Abo zu bekommen, ist mir irgendwann einmal nicht gelungen. Eure Seiten waren wohl wegen irgendwelchen Querelen mit „wildem Kommerz" abgestürzt oder so was ähnliches. Jedenfalls, das, was ich wollte, den scheinschlag im Briefkasten zu haben, das ging damals nicht! Dafür findet Ihr aber immer noch meine Spur des Mühens und ein Lob für euch bei Google unter „Ralf Rohrlach". Bis nach Amerika verfolgte mich dieser Eintrag, denn bald danach meldete sich aus dieser Ferne ein entfernter Verwandter, der auf der Suche nach den Ahnen war und dabei auch meine Offerte an Euch gelesen hatte.

Inzwischen ist es Sport geworden für mich, irgendwo in der Stadt Euren scheinschlag zu finden. Etwas mehr an Bewegung auch, das soll so bleiben, bin ich doch fast schon viermal so alt wie Euer Jubiläum. Aber, es ist dennoch immer etwas Besonderes, Euch zu lesen, manches kann ich nachvollziehen!

Als ehemaliger „Klempner" in Prenzlauer Berg werkelte ich dort in den Mietskasernen und bekam glückliche Augen als Dank, manchmal auch ein Trinkgeld der Bewohner, wenn der Badeofen „auferstanden" war, das kalte Wasser aus dem Hahn spritzte und die Gasflamme den Kartoffeln wieder das Kochen lehrte. Da war der „Prenz'l-Berg" noch kein „Ökozentrum" mit dem Anspruch von „Szene". Die bekannten „Wandmalereien" „verkannter Künstler", die oft die Treppenflure verunzieren und bis in die Dächer der Häuser reichen, gab es Gott sei Dank noch nicht. Rasenlatschen war verpönt, und jedes Haus hatte noch einen Hauswart, sozusagen rund um die Uhr, der auch ohne Hund „bellen" konnte!

Berlin aber war und ist mein Thema, und Ihr habt da eine Tür hinein. Es sind die kleinen Geschichten von den Menschen und Häusern, die ich teilweise selbst nachvollziehen kann und von denen Ihr schreibt. All das war Berlin, Ihr schreibt darüber, auch über das Neue, das ist gut so! Zum Abschluß herzlichen Glückwunsch zum 15. und weiter so!

Ralf Rohrlach

zu „Wobei die Betonung eindeutig auf ´Schul-' liegt" in scheinschlag 9/05

Selten habe ich mich so amüsiert wie in Ihrer jüngsten Ausgabe, die ja auch noch ein Jubiläum der 15ten Jahresart darstellt, über den vorgeblich sorgfältig recherchierten und – wie dann Zeile für Zeile festzustellen war – unpräzise beobachteten und durch keine eigene Inaugenscheinnahme formulierten Artikel über das Schulmuseum. Sie sind wahrlich nicht zimperlich im Lügengeschichten-Schreiben, Hauptsache, es fetzt. Nur, lieber Thomas Hoffmann, es ist noch nicht mal eine possierliche Glosse, die Sie da geschrieben haben. Man hat direkt Mitleid mit dem Autor und seinem hilflosen Versuch, auf Kosten anderer witzig sein zu wollen! Insofern nehmen wir sedierten Altpädagogen und redundanten Museumsleute Ihnen gar nichts übel, bloß hätten wir uns gefreut, Sie wirklich hier im Museum zu sehen und nicht nur die verbalen Büroergüsse eines aus der Ferne schreibenden Journalisten zu lesen. Apropos, die Erklärung für den unübersehbaren Tiefpunkt dieser Form des Journalismus gibt die Redaktion ja schon selbst: scheinschlag sucht weiterhin Leute, die über Stadtpolitik schreiben können ... Na, hoffentlich werden Sie bald fündig!

Dr. Martina Weinland,
Museum Kindheit und Jugend

Liebe Frau Dr. Weinland,

daß Sie sich selten so amüsiert haben wie in der jüngsten scheinschlag-Ausgabe, freut mich sehr. Somit gibt es dann ja auch eigentlich keinerlei Anlaß, Mitleid mit dem Autor zu haben, da sein Versuch, auf Kosten anderer witzig sein zu wollen, doch nicht so hilflos war. Im Gegenteil: Wider Willen scheint dem Autor auch noch das Kunststück gelungen zu sein, daß diejenigen, auf deren Kosten er sich lustig macht, laut eigener Aussage, sich selten so amüsiert haben. Toll! Vielen Dank!

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings: Leider kann ich Ihre in Form von Behauptungen vorgetragenen Vermutungen nicht bestätigen, daß ich Ihr Museum nicht besucht hätte. Ich war gerade dort, als das weltgrößte Schulbuch angeliefert wurde. Ein tolles Exponat! Ich bin schon sehr gespannt, wann der weltgrößte Füllfederhalter und das weltgrößte Pausenbrot eintreffen. Sie sehen, liebe Frau Dr. Weinland, ich nehme regen Anteil an den Geschicken jener Institution, der Sie vorstehen, und suche sie sogar persönlich auf. Trotzdem habe ich gar nichts einzuwenden gegen verbale Büroergüsse aus der Ferne. Einen ganz besonderen Charme entfalten vor allem diejenigen Ergüsse, die man einfach mal so spontan per E-Mail an Zeitungsredaktionen schickt, um mitzuteilen, daß man sich selten so amüsiert hat.

Ich finde es schön, wenn man soviel Humor besitzt. In diesem Sinne: Weiter so! Und nicht vergessen: Hauptsache, es fetzt!

Thomas Hoffmann

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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