Ausgabe 10 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Kurznachrichten

schnäppchen machen

Kürzlich wurde das Ex-DDR-Rundfunkgelände an der Nalepastraße in Oberschöneweide verkauft. Das 13 Hektar große Areal, das den neuen Bundesländern und Berlin gemeinsam gehört und dessen Verkehrswert 30 Millionen Euro betragen soll, ging für läppische 350000 Euro an eine kleine Baumaschinenverleihfirma aus Sachsen-Anhalt. Das Land Berlin wurde erst kurz vor dem Verkauf informiert, jetzt zetert man herum: Man möchte den Deal am liebsten rückgängig machen und das Gelände selbst kaufen. Eine kaum von Realitätssinn getrübte Forderung. Die Frage, was der Maschinenverleiher eigentlich mit dem Gelände und den dortigen Musikstudios will, stellt sich trotzdem. Sollen hier Werbespots für die Firmenmaschinen produziert werden? Oder Sendungen für das Betriebsradio? Zwar faselt der Chef der von den Käufern beauftragten „Markterschliessungsfirma" von Gesprächen mit Partnern aus der US-Entertainmentbranche und Geldgebern aus Dubai, um den Medienstandort zu erhalten. Aber vermutlich will die Firma ihre Baumaschinen schlicht für den gigantomanischen Umbau des Ostkreuzes bereitstellen.

nischen finden

Die Zeit der Leuchttürme, Großprojekte und Fassadendebatten ist vorbei, die nächste Architektengeneration sieht sich mit anderen gesellschaftlichen Themen ­ Schrumpfung, Alterung, Flexibilisierung, Umnutzung ­ konfrontiert. Die Galerie Aedes East zeigt zum 25. Jubiläum ihres Bestehens in der Ausstellung Find the Gap Projekte und Arbeiten von 13 jungen Architektenteams, darunter das Berliner Studienprojekt „Baupiloten" und das Leipziger Büro KARO. Neben der Frage nach der Aufgabe künftiger Architektur und des Berufsstandes werden dabei auch neue Arbeitsweisen und Strategien thematisiert: Statt auf große Projekte zu warten, nutzen die jungen Architekten räumliche und inhaltliche Nischen und bilden flexible Netzwerke. Die Arbeiten, wie auch der Begleitkatalog machen deutlich, daß Architektur hier nicht als reine Bauaufgabe, sondern als Teil gesellschaftlicher, ökonomischer und politischer Prozesse verstanden wird. Find the Gap liefert kein umfassendes Bild, durchaus aber Querverweise auf die teils bemerkenswerten Projekte der Beteiligten. Noch bis 11. Dezember in der Galerie Aedes East, Rosenthaler Str. 40/41, www.aedes-galerie.de

stempeln gehen

Seit Mai 2004 gibt es in der „Lunte" in Neukölln jeden Mittwoch von 12 bis 16 Uhr einen Erwerbslosentreff. Die selbstorganisierte Einrichtung veranstaltet zudem regelmäßig Film- und Diskussionsabende und bietet Beratung zum ALG II an. Damit die Lunte auch in Zukunft erhalten bleibt, braucht sie dringend Spenden. Außerdem wird gefeiert: Eine Informationsveranstaltung zum Clement-Papier und die Soli-Party finden am 17. Dezember statt, ab 19 Uhr in der Lunte, Weisestr. 53. Spendenkonto: 7240701000, Berliner Volksbank.

davonlaufen

Wer hat Angst vorm Arbeitsamt? Niemand! Und wenn es aber zu dir kommt? Greuelgeschichten von Außendienstmitarbeitern, die mal eben klingeln, schnurstracks ins Schlafzimmer latschen, in der Unterwäsche wühlen und dann das ALG II kürzen, sind zwar wahr ­ aber niemand muß die bezahlten Schnüffler unangemeldet in die Wohnung lassen. So entschied es das Landessozialgericht Sachsen-Anhalt und sagte zum Sachverhalt „eheähnliche Gemeinschaft": „Geschlechtliche Beziehungen sind für die eheähnliche Gemeinschaft nicht maßgebend und dürfen auch nicht ermittelt werden."

termine

* In der Reihe „Politische Fiktionen" zeigt der Berliner Künstler Ulf Aminde Sound- und Filminstallationen, deren Protagonisten Obdachlose, Straßenmusiker und Alkoholiker sind: am 6. Dezember, 21 Uhr in den sophiensaelen, Sophienstraße 21, Mitte

* „Autonomen-Look", poppiges Auftreten, „normales" Outfit: Wie präsentieren sich Neonazis heute? Informationsveranstaltung des Antifaschistischen Bündnisses Südost, am 7. Dezember, 18.30 Uhr, Insel der Jugend, Alt-Treptow 6

* Die Gruppe „Lobby Control" hat sich zum Ziel gesetzt, politische und ökonomische Machtstrukturen aufzudekken. Nun nimmt sie die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" in einer Veranstaltung genauer unter die Lupe: Wie bürgernah ist die Arbeitgeberkampagne tatsächlich? Verbirgt sich dahinter eine Tarnorganisation der Industrie? Am 9.12., 20 Uhr im FAU-Lokal, Straßburger Str. 38, Prenzlauer Berg

* Die weltweite Kommerzialisierung von Wasser schreitet voran. Welche Folgen sind in Berlin zu erwarten? Welche Alternativen zur Privatisierung gibt es? Film und Diskussion, am 24. Januar, 19.30 Uhr im Versammlungsraum des Mehringhofs, Gneisenaustr. 2a.

scheinschlag braucht

Unterstützung für seinen Herausgeber, den gemeinnützigen VBD e.V. Spenden bitte auf das Vereinskonto 608005906, BLZ 86010090 bei der Postbank Leipzig. Die Adresse des Spenders bitte an den VBD e.V., Ackerstraße 169/170, 10115 Berlin oder info@scheinschlag.de. Bei einer Spende ab 50 Euro gibt's als Dankeschön ein Jahresabo des scheinschlag.

scheinschlag sucht

Leute, die über Stadtpolitik schreiben können und wollen: Bezirkspolitik von oben wie von unten, Umstrukturierungen der Arbeitswelt, Stadtentwicklungstendenzen, außergewöhnliche Kulturprojekte, Schweinezucht oder den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Bei Interesse wendet euch bitte an die Redaktion, fon: 28599063, e-post: info@scheinschlag.de

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Autorentreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren, Fotografen und Illustratoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 14. Januar, um 14 Uhr statt.

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
Ausgabe 10 - 2005 © scheinschlag 2005/06