Ausgabe 7 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Jungkommunistin, Journalistin, Frauenrechtlerin

Das Schwule Museum zeigt eine Ausstellung über Elisabeth Leithäuser

Im Rahmen der Dauerausstellung Selbstbewußtsein und Beharrlichkeit. 200 Jahre schwule Geschichte, in der Einzelbiographien im Wechsel gezeigt werden, zeigt das Schwule Museum bis zum 27. November 2005 eine kleine Präsentation über die Journalistin Elisabeth Leithäuser (1914–2004).

An über die Ausstellung verteilten Stelen werden Dokumente aus Leithäusers Leben und Fotos, die von ihrer Tochter zur Verfügung gestellt wurden, vorgestellt.

Schon früh entwickelte Elisabeth Leithäuser sich zu einer Jungkommunistin. 1934 wurde sie zusammen mit vielen Mitgliedern ihrer Gruppe wegen Hochverrats angeklagt, doch dank eines Meineides zu ihren Gunsten freigesprochen. Da die Gestapo sie dennoch im Visier behielt und sich sowohl für ihre politischen Ansichten als auch für ihre Aktivitäten in lesbischen Frauenkreisen interessierte, zog sie sich mit ihrer Lebensgefährtin ins Private zurück.

Im Sommer 1945 konnte sie sich endlich einen Traum erfüllen und Journalistin beim Berliner Rundfunk werden. Aus politischen Gründen wechselte sie drei Jahre später zum RIAS. In den Redaktionen, in denen sie arbeitete, wußte sie sich immer umgeben von gleichgesinnten Homosexuellen, die sie diskret unterstützten. Ab den siebziger Jahren engagierte sie sich dann in der Frauen- und Lesbenbewegung. Claudia Schoppmann hat in ihrem Buch Zeit der Maskierung, in dem sie über das Leben lesbischer Frauen in der Nazizeit berichtet, auch ein Interview mit Elisabeth Leithäuser geführt ­ ein Lesetip für die neugierig Gewordenen.

Derartige Einblicke bietet die Ausstellung auch in das Leben von Elisabeth Weirauch, einer inzwischen fast vergessenen Schriftstellerin, sowie von Charlotte Hahm, einer Aktivistin der Homoszene Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese biographischen Präsentationen sollen alle sechs Monate ausgewechselt werden. Eberhardt Brucks (geb. 1917) wird einer der nächsten Protagonisten sein.

Die Dauerausstellung versucht durch die biographischen Präsentationen zu veranschaulichen, wie Selbstbewußtsein und Beharrlichkeit geholfen haben, die eigene sexuelle Identität zu leben, Partner oder gleichgesinnte Freunde zu finden und Netzwerke zu bilden. Es ist die Leitidee der Ausstellung zu zeigen, wie ein solches Selbstbewußtsein entstand und wie es sich behaupten konnte.

Die präsentierten Biografien speisen sich zum großen Teil aus einer Ausstellung, die das Schwule Museum 2003 zeigte und die Mittenmang hieß. Diese bot Einblicke in das Leben von 50 homosexuellen Männern und Frauen. Durch die Kooperation mit Archiven, Bekannten der vorgestellten Männer und Frauen sowie durch wissenschaftliche Forschungsarbeit konnten diese Biografien in den letzten zwei Jahren noch ergänzt und erweitert werden. Die Ergebnisse werden nun im halbjährlichen Wechsel vorgestellt.

Inett Kleinmichel

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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