Ausgabe 7 - 2005 berliner stadtzeitung
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Krankheitsbilder

Seit Mitte der achtziger Jahre infizierten sich in Deutschland 67500 Menschen mit HIV. Für Infizierte und ihre Angehörigen und Freunde veranstaltet der Berliner Verein „Netzwerk Plus", das bundesweite Netzwerk für HIV- und AIDS-Betroffene, zusammen mit dem Pharmakonzern GlaxoSmithKline einen Gestaltungswettbewerb und lobt bereits zum fünften Mal den Konrad-Lutz-Preis aus. Unter dem diesjährigen Motto „Zeiträume" können bis zum 31. Oktober Bilder auf Leinwand oder Papier eingesandt werden. Die Vergabe der insgesamt 14 Preise erfolgt auf den Münchener AIDS-Tagen im Februar 2006. Neben den gestaffelten Hauptpreisen wird vom Publikum ein Online-Preisträger ausgewählt. Die Werke sind danach in verschiedenen Galerien zu sehen.

Seit 1998 schon bemühen sich die Veranstalter, das Thema HIV und AIDS präsent zu halten, indem Betroffene selbst die Möglichkeit erhalten, ihre Emotionen und Gedanken visuell zu gestalten. Der erhobene Zeigefinger, mit dem sonst stets mahnend von der Krankheit berichtet wird, ist ersetzt durch eine bewegende Authentizität, die der Betrachter spürt.

Benannt wurde der Wettbewerb nach Konrad Lutz, einem Filmemacher, der sich 1984 über eine Blutkonserve mit HIV infizierte. Seine Dokumentation des 2. Europäischen Treffens HIV-Positiver 1988 erregte großes Aufsehen, denn er prangerte den bayerischen AIDS-Maßnahmenkatalog an, der dazu dienen sollte, HIV-Betroffene mit Hilfe von Zwangstests unter Beamten, Prostituierten oder Fixern und allen, die mit ihnen Kontakt haben, ausfindig zu machen, zu brandmarken und aus der „gesunden" Gesellschaft zu entfernen. Bis zu seinem Tod 1990 engagierte sich Konrad Lutz für eine öffentliche Diskussion und mehr Verständnis für Betroffene.

Franciska Schubert

* Informationen zum Konrad-Lutz-Preis unter www.hiv-info.de

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