Ausgabe 6 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Ist der Kampf um das Kino Babylon wirklich noch offen?

Ring frei zur nächsten Runde: Das eigentlich im April durch k.o. zugunsten der jetzigen Betreiber Timothy Grossman und Tobias Hackel entschiedene Vergabeverfahren für das renommierte Babylon-Kino wird nun doch fortgesetzt. Aufgrund der Klage der benachteiligten Bewerber (Filmkunsthaus Babylon e.V., Hackesche Höfe Filmtheater/Central, EYZ Kino) vor dem Verwaltungsgericht, ist Kultursenator Thomas Flierl (PDS) genötigt, auch die anderen Bewerber aufzufordern, neue Konzepte einzureichen. Die beiden jetzigen Betreiber dürfen aber erst einmal weitermachen.

Das ist wenig überzeugend: Man hält weiterhin an einer Entscheidung fest, rudert aber trotzdem ein wenig zurück. Das Vergabeverfahren war wegen des Ausschlusses der alten Betreiber, dem Filmkunsthaus Babylon e.V., und der nachträglichen Änderung der Anforderungen zugunsten von Grossman schwer kritisiert worden.

Kultursenator Flierl kämpft mit zweifelhaften Mitteln. Die Subventionen für das Babylon mußten bereits wegen einer einstweiligen Anordnung gestoppt werden. Dafür erhalten die Betreiber, als einziges Kino in Berlin, vom Senat Projektgelder. Das bestätigt die Zweifel der anderen Bewerber an der Fairneß des Verfahrens. „Nach der Vorgeschichte ist in keinster Weise eine objektive Entscheidung zu erwarten", meint Andreas Döhler (Kino Central). Trotzdem werden die drei Bewerber ein gemeinsames Konzept für ein rein kommunales Kino im Babylon einreichen. Hans Habiger (EYZ Kino) sagt dazu: „Wir wollen, daß ein kommunales Kino in Berlin erhalten bleibt."

Wenn man bedenkt, daß der Kultursenator alleine die Entscheidung über die neuen Konzepte fällen wird, dann ist die erneute Aufnahme des Verfahrens wohl nur eine Finte. Das Babylon als einziges kommunales Kino in Berlin ist offensichtlich schon vor Beginn der neuen Runde ausgezählt.

Sven Grossmann

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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