Ausgabe 5 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Plattes Huhn und Ameisenspeise

Das Buch firmiert unter einem scheinbar äußerst verkaufsträchtigen, aber nichtsdestotrotz falschen Titel. Das Hart(z) IV Kochbuch von Sigrid Ormeloh und Nicole Schlier ist eben nicht die ultimative Rezeptesammlung für den gebeutelten Hartz IV-Empfänger. Schon allein der Preis für dieses Buch – 12 Euro für insgesamt 62 empfohlene Gerichte – muß einen Arbeitslosen mit wenig Geld abschrecken. Und der Aufforderung, sich die Zutaten einfach auf Feld und Wiese zusammenzusuchen, ist für einen arbeitsuchenden Großstädter kaum nachzukommen; dafür hat er wohl zu wenig Zeit. Den Hinweis, Rucola wachse „selbst auf Grünflächen vor Arbeitsämtern", kann man nur als entweder zynisch oder reichlich naiv bezeichnen – wer möchte schon das dort wuchernde kontaminierte Grünzeug in sich hineinmampfen?

Man sollte dieses Buch einfach als ein ganz banales Kochbuch sehen, dann ist es für jemanden, der etwas mehr Zeit hat, gerne kocht und nicht allzu viel Geld ausgeben möchte, ein guter Ratgeber, der zum Experimentieren anregt. Löwenzahnsalat und Ameisenspeise, das kennt man noch, Plattes Huhn und Mangold-Lasagne wohl kaum. Allerdings hätte es bei manchem Gericht etwas weniger exotischer, nach Exklusivität gierender Hokuspokus auch getan.

Gertrude Schildbach

* Sigrid Ormeloh und Nicole Schlier: Hart(z) IV Kochbuch – Ein Kochbuch für harte Zeiten. Lumica Verlag, Berlin 2005. 12 Euro

 
 
 
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