Ausgabe 3 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Musikanarchist

„Mit der Musikindustrie will ich nichts zu tun haben." Das ist ein Satz, den man oft von Alexandar Goldmann zu hören bekommt. Rund ein halbes Dutzend Projekte hat der Ex-FeelingB-Mann in den letzten zehn Jahren auf die Beine gestellt. Zuletzt mit seiner Band Kamikaze52 den internationalen Durchbruch geschafft, sagte er genervt von der Musikindustrie schon geplante Auftritte in New York und Tokio ab – und steht nun wieder mal in heftigem Rechtsstreit mit den großen Plattenbossen.

Doch Goldmanns Rachegelüste am Musikbusiness finden schon länger in Berlin eine regelmäßige Fortsetzung: Seit Monaten veranstaltet er Parties in runtergekommenen Plattenbauten. Mit bekannten DJs aus seinem internationalen Bekanntenkreis und regelmäßigen Live-Auftritten von Bands wie seinem eigenen neuen Projekt. „Und natürlich alles Eintritt frei", so Goldmann grinsend. „Aus reiner Langweile" bastelt er an seinem Projekt „Lola Angst" herum: Statt altem FeelingB-Punk nun ein Crossover zwischen Gothic und Elektro ­ angereichert mit den Klängen einer rund 40 Jahre und 150 Kilo schweren Heimatorgel. Kaum zu glauben, aber das Ganze funktioniert ­ es ist schlicht großartig.

Als eine Art „Abfallprodukt" erscheint Anfang April die u.a. von Steve Morell remixte Maxi Am I Dead. Schon scheint ­ trotz der komplett in Eigenregie produzierten und noch im Frühjahr auf den Markt kommenden LP ­ Goldmann wieder in den Fängen der verhaßten Musikindustrie. Denn bei so viel kreativem Crossover winken natürlich Plattenfirmen mit neuen Verträgen. Doch eines ist sicher: Ob Gigs in Berlin oder in den USA ­ der Musiker Alexandar Goldmann hat auch diesmal nicht vor, sich zu verkaufen: „Dann lieber wieder von vorne anfangen." „Ich bin Musikanarchist", beschreibt der Künstler Goldmann sein Konzept. Und wir können uns sicher noch auf viele Parties und kostenlose Konzerte freuen.

Dirk Hagen

Informationen zu Alexandar Goldmanns neuem Projekt unter:

www.lola-angst.com

 
 
 
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