Ausgabe 3 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Kurznachrichten

vergeben

Erfreuliche Neuigkeiten gibt es vom Pankower Schloß Schönhausen zu berichten. Nach jahrelangem Dahindümpeln und nur notdürftigen Erhaltungsmaßnahmen hat nun die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten die Verwaltung des Gebäudes übernommen. Zwischenzeitlich bedroht von verschiedenen, die Öffentlichkeit aussperrenden Nutzungsabsichten durch die Bundesakademie für Sicherheit oder als zeitweiliger Sitz des Bundespräsidenten, ist die Stiftung ein wahrer Glücksfall für Schloß und Pankow. Sie wird sich um die lange überfällige Sanierung des Schlosses kümmern, das in seiner jetzigen Form seit dem 18. Jahrhundert nahezu unverändert erhalten ist, und dafür sorgen, daß mit der geplanten Eröffnung 2009 ein überzeugendes Museumskonzept Besucher anlockt. Die Kosten für die Sanierung, ca. 8,6 Millionen Euro, teilen sich der Bund und das Land Berlin, das dazu ­ hoffentlich mit Erfolg ­ auf verschiedene Förderprogramme zurückgreifen will, um den Haushalt nicht zu belasten.

verplant

Ein Gestaltungsplan für den ehemaligen Luisenstädtischen Kanal hing an der Wand, als der Luisenstädtische Verein Anfang März in die Thomaskirche lud, um mit den zuständigen Behörden das Konzept für den Mauerstreifen zwischen Engel- und Bethaniendamm zu sprechen. Es sollte wohl eine beschauliche Veranstaltung zum Abnicken des Vorhabens werden. Doch dazu kam es nicht. Denn das Publikum bestand zum überwiegenden Teil aus Anwohnern, die zum Protestieren erschienen waren. Man werde eine pittoreske Gartengestaltung und ein weiteres Schickmachen der Gegend nicht dulden. Stattdessen sollen Wildwuchs und Zerfall sowie selbstbestimmte Nutzung und Gestaltung zugelassen werden. Bald lag der bunte Plan zerknüllt am Boden, Veranstalter und Protestierende stritten sich über Fragen von Hausrecht und wer denn hier Gewalt ausübe. Doch dann wurde in kleinen Gruppen intensiv diskutiert, über faktenschaffende Planungsverfahren und Erinnerungskultur. Jetzt wollen die Gegner der offiziellen Gartenplanung eigene Ideen sammeln, diskutieren und dann präsentieren.

verschwiegen

Dem Bau eines 175-Meter-Riesenrads auf dem Gleisdreieck-Gelände kamen nicht nur Anwohnerproteste, sondern auch Erweiterungspläne des Museums für Technik in den Weg. Letztere nicht zufällig, sondern mit dem Ziel, das Karussell zu verhindern. Nun kündigte Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer Stillschweigen über die weiteren Standortverhandlungen für das Projekt an. So soll anscheinend das Aufkeimen erneuten Protests verhindert werden. Vorbildlicher Politikstil, kann man da nur noch sagen ...

verdreht

Workstation und ak kraak haben dem Hausprojekt in der Kreuzberger Yorckstraße 59 ein filmisches Denkmal gesetzt: Der Clip y59 läuft in der Werberolle vieler Berliner Kinos. Darin wird anhand des Schicksals der Yorck 59 zur Unterstützung selbstverwalteter linker Strukturen aufgerufen. Die Handlung des anderthalbminütigen Clips mutet allerdings etwas konstruiert an: Ein Polizist konsultiert eine Therapeutin, weil er nicht verwinden kann, an der Räumung des Hausprojektes beteiligt gewesen zu sein. Da die Räumung aber glücklicherweise noch gar nicht erfolgt ist, soll der Zuschauer erfahren, daß er immer noch an der Gestaltung seines Lebensraumes mitwirken kann.

termine

* Als „Luxus der Leere" werden im Film Nicht mehr – noch nicht brachliegende Grundstücke und leerstehende Gebäude bezeichnet. Diese Auseinandersetzung mit Hintergründen des Leerstands, mit Möglichkeiten und Problemen der Aneignung solcher Räume wird in der zweiten Aprilhälfte erneut im Lichtblick-Kino in der Kastanienallee 77 zu sehen sein, am 30. April um 16 Uhr sogar in Anwesenheit der Filmemacher.

* Am 7. April um 19 Uhr veranstaltet das Interkulturelle Frauenzentrum S.U.S.I in der Linienstraße 138, Mitte, einen Vortrag mit anschließendem Gespräch unter dem Titel „Migrantinnen in häuslicher Gewalt. Chancen und Grenzen der Gesetze".

* Am 7. April tagt im Roten Rathaus der 1. Internationale Anti-Graffiti-Kongreß unter der Schirmherrschaft von Klaus Wowereit. Eine Gegendemonstration gibt's natürlich auch: am selben Tag um 14 Uhr unter dem Motto „Graffiti ist kein Verbrechen" am Mauerpark, Prenzlauer Berg.

scheinschlag hofft

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scheinschlag lädt ein

zum Offenen Autorentreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren, Fotografen und Illustratoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 2. April, um 14 Uhr statt.

 
 
 
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