Ausgabe 3 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Gegen den Bankenskandal

Geradezu ärgerlich und unerquicklich, über den Berliner Bankenskandal und seine höchst halbherzige, von Politik und Justiz offenbar nicht gewollte Aufarbeitung zu reden. Angesichts der vergurkten Prozesse gegen die Ex-Manager der Bankgesellschaft oder des lächerlichen Untersuchungsausschusses (Zeugnisverweigerungsrecht für Landowsky & Co.!) fällt einen mittlerweile schon ein Gefühl von Resignation und Lethargie an.

Den Vertuschungsstrategien und Abwiegeleien der sogenannten Verantwortlichen und des Berichterstatters Gefühl der Resignation zum Trotz, zeigen die beiden Initiativen „Berliner Bankenskandal", „Bürger gegen den Bankenskandal" und der Bund der Steuerzahler jetzt im Foyer der Urania eine Ausstellung zu diesem „Symbol für das Berliner System von Filz und Korruption", das nach dem Motto „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren" agierte. Auf Schautafeln, in Film- und Tondokumentationen werden Namen und Zahlen genannt, mithin die Hintergründe aufgeklärt, wie das wohl einzigartige „Netzwerk von Gier, Inkompetenz, Betrug und krimineller Energie der Bankmanager, der Berliner Politik und ihrer Seilschaften" funktionierte, besser gesagt: eigentlich noch immer funktioniert.

Das Skandalöse an dem Fall wird einem durch die Ausstellung eindrücklich bewußt, etwa wenn man erfährt, daß die im Februar – bisher einzigen – verurteilten Ex-Vorstandsmitglieder Ulf-Wilhelm Decken und Jochem Zeelen eine Geldstrafe von lediglich 90000 bzw. 60000 Euro zu zahlen haben, gleichzeitig aber eine monatliche Pension von 19020 Euro bzw. 15338 Euro erhalten. Und selbstbewußt-naßforsch in Revision gegen ihr Urteil gingen.

Gertrude Schildbach

Die Ausstellung „Berliner Bankenskandal" ist noch bis zum 15. April in der Urania, An der Urania 17, Tiergarten, zu sehen, täglich geöffnet von 12 bis 23 Uhr, Eintritt frei.

 
 
 
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