Ausgabe 2 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Fahrpreise bald auf Managergehälter-Niveau?

Auf eines ist Verlaß in unserer sonst so schnellebigen Zeit: auf die nächste Fahrpreiserhöhung im öffentlichen Nahverkehr. Am 1. August ist es wieder soweit. Dann kosten eine Monatskarte AB nicht mehr 64 sondern 67 Euro, eine Jahreskarte statt 640 nun 670 Euro. Zum Vergleich: 1997 zahlte man für die gleiche Leistung gerade mal 450 Euro. Eine Preissteigerung von fast 50 Prozent in acht Jahren, wenn das kein vorzeigbares Ergebnis für den Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) ist! Der Preis für einen Einzelfahrschein erhöht sich selbstverständlich auch, um 10 Cent auf 2,10 Euro. Aber nun das Positive: Mit diesem Fahrschein in der Tasche ist der Fahrgast nicht mehr wie im letzten Jahr verpflichtet, auf dem schnellsten und kürzesten Wege an sein Ziel zu eilen, er darf nun wieder zwischendurch einkaufen – Hauptsache, nach zwei Stunden hat er seine Reise abgeschlossen.

Sonst noch schön: Schüler- und Geschwisterkarten werden nicht teurer, nun ja, fast nicht. Schüler aus dem Umland, die in Berlin zur Schule gehen, müssen statt bisher 59,70 in Zukunft 62,50 Euro zahlen. Immerhin wird das Schwarzfahren nicht teurer. Das erhöhte Beförderungsentgelt beträgt auch in Zukunft 40 Euro, muß aber wohl weiterhin recht häufig bezahlt werden. Jedenfalls ist nicht bekannt, daß der VBB sparen will, indem er Kontrolleure entläßt bzw. den privaten Wachschutzfirmen weniger Aufträge erteilt.

Und der Preis für das sogenannte Sozialticket, welches seinen Namen schon jetzt nicht verdient, steigt von 32 auf 33,50 Euro. Fast 10 Prozent ihrer monatlichen Gesamteinkünfte müssen Empfänger von Sozial- oder Arbeitslosengeld II dafür hinblättern ­ und bekommen eine deutlich eingeschränkte Leistung. Das „Sozial"ticket gilt weder im DB-Regionalverkehr noch in Buslinien, die im Auftrag der BVG von privaten Unternehmen übernommen wurden.

Der Fahrgast müsse doch Verständnis für diese Preisentwicklung haben, so VBB-Chef Hans-Werner Franz. Schließlich habe die rot-grüne Bundesregierung ihre Zuschüsse für die Schüler- und Schwerbehindertenbeförderung gesenkt. Und außerdem sei das Unternehmen arg gebeutelt durch die enorm steigenden Energiepreise.

Verständnis haben müsse man auch für das Chaos, welches die Einführung des neuen Metro-Konzeptes Ende letzten Jahres anrichtete. Schließlich will die BVG durch die „Konzentration auf die wichtigsten Verkehrsachsen", sprich durch Streichung weniger frequentierter Linien, in einem Jahr 7,1 Millionen Euro einsparen und hofft zudem, 9,7 Millionen mehr einzunehmen.

Dieses Geld benötigt die BVG dringend – zur Deckung der Spitzengehälter ihrer Manager. „Marktübliche" 300000 Euro bekommt BVG-Chef Andreas von Arnim jährlich, plus einer erfolgsabhängigen Prämie von maximal 30 Prozent. Ein geradezu fürstlich honorierter Traumjob ohne Risiko, dessen Erfolg sich offensichtlich an sinkenden Fahrgastzahlen und höheren Preisen für weniger Leistung bemißt.

vk

 
 
 
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