Ausgabe 1 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Kurznachrichten

agenten

Zumindest über die Architektur des Berliner BND-Sitzes herrscht nun Einigkeit. Als Sieger aus dem Wettbewerb um die Neubebauung des ehemaligen Stadions der Weltjugend in der Chausseestraße ging das Berliner Haus- und Hof-Architekturbüro Kleihues+Kleihues hervor, auch bekannt durch die Planung des Kantdreiecks. Die Jury, der u.a. Senatsbaudirektor Hans Stimmann angehörte, lobte an dem Entwurf, wie „scheinbar mühelos die Architekten die Integration einer Großform in den Stadtkörper meistern". Dazu haben sie dem gewaltigen Baukörper mit ca. 100000 m2 Nutzfläche einen 180 mal 280 Meter breiten Grünstreifen zur Chausseestraße vorgelagert, der nicht öffentlich zugänglich sein wird. Widerstand gegen den Neubau regt sich aktuell nicht nur seitens der Anwohner, die berechtigte Zweifel an einer gebietsverträglichen Einbindung dieses Kolosses haben. Auch die CSU will den BND-Umzug wegen angeblicher Kostenexplosion stoppen. Laut unveröffentlichtem Bericht des Bundesrechnungshofes soll der Umzug mit 1,7 Mio. Euro nun doppelt so viel wie bisher veranschlagt kosten. CSU-Landtagsfraktionschef Joachim Herrmann warf der Bundesregierung vor, mit falschen Zahlen gearbeitet zu haben ­ sicher die 4000 Arbeitsplätze im Hinterkopf, die Bayern durch den Wegzug des BND aus Pullach verloren gehen.

dealer

Innensenator Körting will die gewaltsame Brechmittelvergabe bei mutmaßlichen Drogendealern nicht stoppen, nachdem in Bremen ein Mann dadurch ums Leben gekommen ist. Man werde das Verfahren jedoch überprüfen. Wohin eine solche Überprüfung führt, ist leider absehbar: Vor drei Jahren war in Hamburg ein angeblicher Drogendealer nach einem Brechmitteleinsatz gestorben. In Berlin wurde zwar daraufhin das Verfahren gestoppt, nach einer Überprüfung wurde es von Körting jedoch als „bedenkenlos" bezeichnet und weiterhin angewandt. Seit März 2004 wurde durch die Berliner Polizei 41 mal Brechmittel eingesetzt, dabei kamen in 24 Fällen keine illegalen Drogen zum Vorschein.

trinker

Gibt es eigentlich Leute, die gerne Schultheiss oder Kindl trinken? Das dürfte nur schwer zu ermitteln sein, denn in vielen Berliner Eckkneipen hat der Trinker gar keine andere Wahl. Seit die Plörren unter der Regie von Dr. Oetker zusammengepanscht werden, ist die Qualität jedenfalls nicht gestiegen. So kann die Nachricht, die Kindl-Brauerei in Neukölln werde möglicherweise bald geschlossen, alles auf den Standort Hohenschönhausen konzentriert, nur unverbesserliche Lokalpatrioten schrecken. Denn hat es mit dem Berliner Brauen erst mal ein Ende, werden auch die verstocktesten Stampen nicht mehr umhin können, ihren Gästen wohlschmeckende Biere aus Friesland, dem Ruhrgebiet oder Thüringen anzubieten.

diebe

Im letzten Jahr sind rund 1000 ältere Menschen Opfer von Trickbetrügern geworden. Die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD im Berliner Senat, Jutta Hertlein, hat einen schlichten Plan, um dem Abhilfe zu schaffen: Wenn Radiosender halbstündlich Verkehrshinweise senden, warum nicht auch Hinweise über die neueste Masche und das Einzugsgebiet von Trickbetrügern? Für nicht Betroffene wären solche Nachrichten immerhin spannender als Stauwarnungen. Der Vorschlag könnte sich aber auch als kontraproduktiv erweisen, wenn solche Warnungen zu Schulungsmaterial für Diebe werden, wie man es auch schon der Fernsehsendung Aktenzeichen XY ungelöst vorwarf.

termine

* Am 3. Februar findet auf dem Ökomarkt am Kollwitzplatz zwischen 12 und 19 Uhr der offizielle Start des Wertgutscheins Berliner statt (s. scheinschlag 10/04). Eine Liste der teilnehmenden Gewerbe findet sich unter www.berliner-regional.de.

* Die Initiative anders arbeiten und das Netzwerk für politische Selbsthilfe laden am Sonnabend, dem 5. Februar von 14 bis 18 Uhr zu einer Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Was tun mit Hartz IV – arbeiten für 1 Euro?" in den Versammlungsraum des Mehringhofs, Gneisenaustraße 2a, Kreuzberg. Thematisiert werden u.a. die Fragen, wie „die Linke" zu den Ein-Euro-Jobs steht und wie alternative Projekte mit diesen umgehen.

* Am 8. Februar von 10 bis 11.30 Uhr veranstaltet die Volkshochschule in der Linienstraße 162, Mitte, einen Kurs für Freiberufler und Selbständige zum Thema „Wie (ver)sichere ich meine Arbeitskraft". Teilnahmegebühr: 3,50 Euro

scheinschlag hofft

auf Unterstützung für seinen Herausgeber, den gemeinnützigen VBD e.V. Spenden bitte auf das Vereinskonto 608005906, BLZ 86010090 bei der Postbank Leipzig. Die Adresse des edlen Spenders bitte an den VBD e.V., Ackerstraße 169/170, 10115 Berlin oder info@scheinschlag.de. Bei einer Spende ab 50 Euro gibt's als Dankeschön ein Jahresabo des scheinschlag.

scheinschlag hat

noch immer Kataloge der Ausstellung bildrepublik ­ 13 jahre fotografie im scheinschlag. Erhältlich in der Redaktion, Ackerstraße 169/179, Mitte. Da das Büro nicht regelmäßig besetzt ist, bitte vorher anrufen unter fon 28599063.

scheinschlag sucht

weiterhin Leute, die über Stadtentwicklung und Stadtpolitik schreiben können und wollen: Bezirkspolitik von oben wie von unten, Umstrukturierungen der Arbeitswelt, Stadtentwicklungstendenzen, außergewöhnliche Kulturprojekte und den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Bei Interesse wendet euch bitte an die Redaktion: fon 28599063, e-post info@scheinschlag.de

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Redaktionstreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 5. Februar 2005, um 14 Uhr statt.

 
 
 
Ausgabe 1 - 2005 © scheinschlag 2005