Ausgabe 08 - 2004 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Vergessene Biographien (34)

Minna Cauer, geb. Wilhelmine Theodora Marie Schelle, verw. Latzel, Lehrerin, radikale Frauenrechtlerin, Pazifistin, geb. am 1. November 1841 in Freyenstein/ Mark Brandenburg, gest. am 3. August 1922 in Berlin. Als eines von vier Kindern einer Pfarrersfamilie heiratete sie bald nach Abschluß einer „Höheren-Töchterschule". Nachdem Mann und Sohn starben, wurde sie Lehrerin. 1869-81 mit dem verwitweten Berliner Stadtschulrat Eduard Cauer verheiratet, betreute sie nicht nur dessen fünf Kinder, sondern interessierte sich mehr und mehr für liberale Politik und Frauenfragen. Nach seinem Tod wurde dies ihr Lebensinhalt. Sie wurde (Mit-)Begründerin diverser Vereine – „Frauenwohl", „Hilfsverein für weibliche Angestellte", „Verband fortschrittlicher Frauenvereine" – und setzte sich massiv für das Frauenstimmrecht und für eine Kooperation mit der proletarischen Frauenbewegung ein, publizierte in der von ihr herausgegebenen Zeitschrift Die Frauenbewegung, schrieb Lebenserinnerungen, die unvollendet blieben.

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Der Bezirk Mitte beschloß im Sommer, eine Straße nach Minna Cauer zu benennen – zufällig genau 100 Jahre nach dem Internationalen Frauenkongreß 1904 in Berlin, an dem Minna Cauer maßgeblich beteiligt war. Kreuzberg hatte bereits 1920 eine Schule nach ihr benannt.

 
 
 
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