Ausgabe 07 - 2004 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Kurznachrichten

dumm

Die NPD leidet offenbar unter vollständigem Realitätsverlust und traut sich zu, in Kreuzberg eindrucksvoll gegen „Islamische Zentren" zu demonstrieren; derzeit mobilisiert sie mit „Berlin bleibt deutsch!"-Flugblättern: Man sollte den Anhängern der NPD sagen, daß dieser Satz, wenn man ihn ausgerechnet in Kreuzberg skandiert, etwas merkwürdig klingt. Am 25. September um 11 Uhr wollen sich die NPDler am S-Bahnhof Friedrichstraße treffen und zum Mehringplatz marschieren. Innensenat und Polizei prüfen derweil schon ein Verbot der Demo; die Friedrichstraße sei nur schwer zu schützen. Die NPD dagegen kann sich gar die Skalitzer Straße als Alternativroute vorstellen. Fragt sich, wer oder was vor wem zu schützen ist.

beschränkt

Noch immer erhalten viele Flüchtlinge in Berlin und Brandenburg statt Bargeld Chipkarten, mit denen sie in nur wenigen, zum Teil schwer erreichbaren Läden einkaufen können. Am 4. August verweigerten die Flüchtlinge in Kunersdorf in Märkisch-Oderland das Aufladen der Chipkarten. Zunächst wollte man ihnen weismachen, der Landkreis könne die Entscheidung über Bargeldzahlungen nicht selbst treffen ­ obwohl schon etliche Landkreise, seit 2003 dazu autorisiert, aufgrund ähnlicher Aktionen die Chipkarten abgeschafft haben. Bei den tags darauf folgenden Protesten vor dem Landratsgebäude teilte man ihnen gar mit, es sei alles nur zu ihrem Besten, da eine Auszahlung von Bargeld zu Diebereien untereinander führen würde. Jetzt planen die Flüchtlinge, die Aktion am 1. September zu wiederholen oder zumindest ein gemeinsames Einkaufen mit Unterstützern zu organisieren. www.chipkartenini.squat.de

blöd

Wenn man im Osten für den Abriß von Häusern in schrumpfenden Städten ein blödes Wort hat, dann möchte man das im Westen auch: Seit Juli gibt es jetzt nicht mehr nur den „Stadtumbau Ost", sondern auch den „Stadtumbau West". Zu den 16 ausgewählten Pilotstädten gehören u.a. Gelsenkirchen, Bremen, Bremerhaven, Essen und Lübeck. In den Kunstwerken im Institute for Contemporary Art in der Auguststraße 69 geht das Projekt „Schrumpfende Städte" der Bundeskulturstiftung das Problem gleich international an und präsentiert vom 4. September bis zum 7. November eine Ausstellung, die sich mit Detroit, Manchester, Ivanovo, aber auch Halle und Leipzig auseinandersetzt.

doof

Nicht nur die Mieter des Waldekiezes, die Bewohner der Rigaerstraße 94 und der Laster- und Hänger-Wagenburg müssen um ihre Heimat bangen (s. Seite 5), auch das Hausprojekt in der Yorckstraße 59 in Kreuzberg befürchtet eine Räumung. Eigentlich wollten die Bewohner das Haus nach dem Modell des Freiburger Mietshäusersyndikats selbst kaufen, doch kam ihnen ein Herr Walter aus Hamburg zuvor, der die Mieter jetzt mit Mieterhöhungen und Abmahnungen erfreut. Doch die Yorck 59 will sich nicht geschlagen geben: Schon 1995 konnten sie die vom damaligen Vermieter verlangten 400 Prozent Mieterhöhungen abwehren. Demo zur Unterstützung aller derzeit bedrohten selbstbestimmten Wohnprojekte am 18. September um 14 Uhr an der Michaelbrücke in Friedrichshain.

toll

Eine gute Nachricht: Das Haus Schwarzenberg kann bleiben. Für fast drei Millionen Euro hat die Wohnungsbaugesellschaft Mitte zusammen mit der Stiftung Deutsche Klassenlotterie das Haus ersteigert und zwei Privatpersonen ausgestochen. Der Verein Schwarzenberg will sich nun mit der WBM zusammensetzen und eine rechtlich tragfähige Struktur finden. Im Gespräch sind eine Stiftung oder eine Treuhändergesellschaft.

termine

* Wer zum Saufen einmal eine lange Reise unternehmen will, der folge einem Aufruf der Redaktion des Querkopfes. Gesoffen wird in der Altstadt Spandau. Und zwar nicht zum Vergnügen, sondern aus Protest. Der Widerstand richtet sich gegen ein Verbot öffentlichen Saufens in der Altstadt. Man möge deshalb zum Tarnen des Trinkgefäßes eine Socke mitbringen. Treffpunkt am 2. September um 17 Uhr vor „Kaiser's" in der Altstadt Spandau.

* Im Rahmen des Tags des offenen Denkmals finden am Freitag, dem 11. September, um 17.30 Uhr und am Sonnabend, dem 12. September, um 12.30 Uhr in der Kreuzberger Markthalle Führungen durch die Gründerzeithalle statt. Treffpunkt Eingang Eisenbahnstr. 42-43. Dazu gibt es eine Ausstellung mit historischen Aufnahmen über Handel und Wandel in der Markthalle.

scheinschlag hofft

auf Unterstützung für seinen Herausgeber, den gemeinnützigen VBD e.V. Spenden bitte auf das Vereinskonto 608005906, BLZ 86010090 bei der Postbank Leipzig. Die Adresse des edlen Spenders bitte an den VBD e.V., Ackerstraße 169/170, 10115 Berlin oder info@scheinschlag.de. Bei einer Spende ab 50 Euro gibt's als Dankeschön ein Jahresabo des scheinschlag.

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weiterhin Leute, die über Stadtpolitik schreiben können und wollen: Bezirkspolitik von oben wie von unten, Umstrukturierungen der Arbeitswelt, Stadtentwicklungstendenzen, außergewöhnliche Kulturprojekte und den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Bei Interesse wendet euch bitte an die Redaktion: fon 28599063, e-post info@scheinschlag.de

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Redaktionstreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 4. September 2004, um 14 Uhr statt.

 
 
 
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