Ausgabe 05 - 2004 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Das Theater zum Uni-Streik


Foto: Steffen Schuhmann

Der Erfolg eines Studentenstreiks zeigt sich nicht so sehr in der Durchsetzung bildungspolitischer Forderungen, sondern in der Herausbildung eines kreativen, politischen und sozialen Umfeldes, das auch nach den Protesten weiterwirkt. Das Theaterprojekt der FU-Studiobühne STUDENT.BREAK.INC von Janine Eisenjäger und Gerko Egert hat die Erfahrungen im Streik zu einer Performance verarbeitet, die jetzt im RAW-Tempel zu sehen ist. Die auch für Nicht-Studenten interessante Gratwanderung zwischen Improvisation, Publikumsbeteiligung, dem Vortrag eigener und „klassischer" Texte läßt ahnen, daß die Diskussionen während des Streiks wesentlich niveauvoller gewesen sein müssen, als es sich auf den Demo-Transparenten dargestellt hat.

Das Stück vermittelt einen Eindruck über einen womöglich typischen Streikverlauf. Schon bevor das Publikum überhaupt Platz genommen hat, erfährt es, wie es ist, absurden Regeln zu folgen oder sie eben ­ unter Protest der Platzanweiser ­ zu unterlaufen. Zu Beginn der Veranstaltung generieren die Protagonisten eine Atmosphäre isolierter Frustration, die über die Phase von Streit und tatsächlicher Auseinandersetzung in die Aneignung des Raumes mündet. Die anschließende Zerstörung der Ordnung führt zu konstruktiver Reflexion und politischer Organisation, bis die „Bewegung" wieder zerfällt.

Doch gegen Ende des Stückes dominiert zunehmend die Konfrontation zwischen sich ­ auch gewalttätig ­ radikalisierenden und in die Theorie zurückziehenden Aktivisten den Handlungsverlauf. Das läßt den Verdacht aufkommen, daß sich das Projekt mehr mit den 68ern und der RAF auseinandersetzt als mit zeitgenössischen Entwicklungen.

ss

> „STUDENT.BREAK.INC" wird wieder am 31. Mai und am 2., 7. und 12. Juni, jeweils um 21 Uhr im Ambulatorium des RAW-Tempels, Revaler Straße 99, Friedrichshain, aufgeführt.

 
 
 
Ausgabe 05 - 2004 © scheinschlag 2004