Ausgabe 05 - 2004 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Kurznachrichten

mission

Endlich erhält der leersanierte Palast der Republik eine kulturelle Nutzung. Am 1. August, wenn die pseudo-antik-chinesische Terrakottaarmee abzieht, wird der Verein „Zwischen Palast Nutzung" das Foyer übernehmen. Mit dem Hebbel am Ufer und den Sophiensälen hat man verläßliche Partner im Boot, mit Kultursenator Thomas Flierl, nun ja, immerhin einen hohen Politiker. Weitere Kulturinstitutionen haben ihre Beteiligung zugesagt. Die spannendste Frage ist nun, wie es nach der Winterpause (der Palast hat keine Heizung) weitergeht. Für das Kaiserschloß wird es noch lange kein Geld geben; ein Abriß des Palastes der Republik wäre nicht nur eine politische Grobheit, sondern städtebaulicher Schwachsinn. Selbst die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, einer der ärgsten Feinde der Zwischennutzung, scheint das eingesehen zu haben: In der Ausschreibung für den diesjährigen Lenné-Preis sucht sie nach garten- und landschaftsplanerischen Vorschlägen für den Schloßplatz, und zwar für einen „gegenwärtig unbestimmten Zeitraum".

missetat

In der Seestraße im Wedding plant das Robert-Koch-Institut ein gentechnisches Labor der Sicherheitsstufe Vier, was die höchste aller Sicherheitsstufen ist. Die Fraktion der Grünen im Abgeordnetenhaus warnt vor den unkalkulierbaren Risiken, daß Viren oder Bakterien freigesetzt werden könnten. Sie halten den Standort einer solchen Einrichtung mitten in der Stadt für nicht verantwortbar. Bereits für existierende gentechnische Versuchslabore in Berlin gebe es keine ausreichenden Kontrollen. Schließlich stehen für 398 gentechnische Anlagen gerade mal 1,3 Mitarbeiterstellen für die Überwachung bereit, wie bei einer kleinen Anfrage vom Senat zu erfahren war.

mißhelligkeit

Nachdem der Uni-Streik abgeflaut ist, wird die Politik wieder in den Gremien gemacht. Das Präsidium der Humboldt- Uni hat nun Ende Mai deutlich gemacht, wie ernst es die Proteste genommen hat: In einer Beschlußfassung für die für Lehre und Studium zuständige Kommission des Akademischen Senates schlägt sie eine 30-prozentige Senkung der Neuimmatrikulationen vor und sogar einen Immatrikulationsstop in 50 Magister- und Diplomstudiengängen. Schließlich soll die Einführung der effizienteren und angeblich karrierefreundlicheren Bachelor- und Master Studiengänge vorangetrieben werden. Der AStA wirft dem Präsidium deshalb vor, sich nicht an seine eigenen Beschlüsse zu halten, sollten die Reformen doch erst ihren Erfolg erweisen, bevor man das Altbewährte vernichtet. Sie kündigen massiven Protest an. Hoffentlich halten sich wenigstens die Studenten an ihre Versprechen.

miß grünanlage

Im Rahmen einer bundesweiten Bürgerbefragung führt die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung noch bis zum 13. Juni eine Internetbebefragung zu den Grün- und Parkanlagen durch (www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/stadtgruen). Nach allgemeinen Angaben, wie oft und warum man welche Grünanlagen in Anspruch nimmt, darf man ausgiebig ankreuzen, ob man denn auch zufrieden ist. Wer sich von Fragen, ob man sich im Park sicher fühlt und wie man den gärtnerischen Zustand und die Sauberkeit beurteilt, nicht angesprochen fühlt, hat löblicherweise auch die Möglichkeit anzugeben, daß die Gepflegtheit eigentlich unwichtig ist. Sogar, daß einen Parkwächter stören, darf endlich dem Senat unmißverständlich deutlich gemacht werden. Nur die Frage, für welche konkreten Angebote man denn bereit wäre, Eintritt zu zahlen, macht ein wenig mißtrauisch.

termine

> Am 27. Mai eröffnete die neue Mieterberatung der ASUM GmbH ihr Vorortbüro in der Ackerstraße 13, Mitte. Öffnungszeiten: Montags von 14 bis 18 Uhr, ab 15 Uhr mit Rechtsberatung durch eine Anwältin, mittwochs von 15 bis 19 Uhr ebenfalls mit Anwältin.

> Nikolai Tandura, der vermutlich letzte noch lebende Zwangsarbeiter, der in der Weddinger Zündholzmaschinenfabrik A. Roller zum Arbeitseinsatz verpflichtet wurde, berichtet am historischen Ort über seine Erfahrungen. Am Freitag, dem 4. Juni um 19.30 Uhr im Café der Nachbarschaftsetage in der Fabrik Osloer Straße 12, Wedding.

> Am Samstag, dem 12. Juni ab 14 Uhr findet wieder das jährliche Straßenfest in der Lehrter Straße, Tiergarten, statt – u.a. mit einem Bühnenprogramm der Kulturfabrik Lehrter Straße und einer Fotoausstellung unter dem Titel „Der Lehrter ins Gesicht geschaut".

> Vom 25. bis zum 27. Juni kann man sich in der Gottschedstraße 4 im Wedding auf einem „Lager für oppositionelle Architektur" über „Möglichkeiten des Widerstands in Architektur und Planung" informieren und austauschen. Der Initiator, die Zeitschrift An Architektur, sucht noch Theoretiker, Büros, Initiativen, die sich an den Vorträgen und internen Workshops beteiligen möchten. Die Konferenz ist auf Englisch und umsonst. Informationen unter www.anarchitektur.com.

scheinschlag hat

noch immer Kataloge der Ausstellung bildrepublik ­ 13 jahre fotografie im scheinschlag. Erhältlich in der Redaktion, Ackerstraße 169/170, Mitte. Da das Büro nicht regelmäßig besetzt ist, bitte vorher anrufen unter fon 28599063.

scheinschlag sucht

immer noch Leute, die über Stadtentwicklung und Stadtpolitik schreiben können und wollen: Bezirkspolitik von oben wie von unten, Umstrukturierungen der Arbeitswelt, außergewöhnliche Kulturprojekte und den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Bei Interesse wendet euch bitte an die Redaktion: fon 28599063, e-post info@ scheinschlag.de.

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Redaktionstreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 12. Juni, um 14 Uhr statt.

 
 
 
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