Ausgabe 09 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

BND statt autofreiem Wohnen?

Auf heftigen Widerstand beim Bezirk Mitte stößt Stadtentwicklungssenator Peter Strieders (SPD) mit seinem Plan, auf dem Gelände des ehemaligen „Stadions der Weltjugend" die Zentrale des Bundesnachrichtendienstes (BND) anzusiedeln. In gewohnt selbstherrlicher Manier setzt sich der Senator hierbei über die Gestaltungsvorstellungen hinweg, wie sie im Bereichsentwicklungsplan für das Grundstück festgelegt sind. Diese sehen vor, auf dem Gelände eine Mischung aus Wohn- und Gewerbeflächen mit einem hohen Anteil an Grün- und Sportanlagen zu realisieren. Hierdurch sollen stadtinfrastrukturelle Mängel des umgebenden Viertels ausgeglichen werden. Einziger ernsthafter Interessent für eine derartige Gestaltung ist das Projekt „Autofreies Stadtviertel an der Panke", welches seit Jahren Teilhaber für sein geplantes Investitionsvorhaben sammelt. Mittlerweile soll das Geld für ein Drittel der Wohngebäude reichen.

Eine Ansiedlung des BND dürfte hingegen, zumal in Zeiten allgemeiner Terrorismus-Hysterie, zu einem städtebaulichen „Hochsicherheitstrakt" führen. Vor diesem Hintergrund erteilte die BVV Mitte am 23. Oktober mit den Stimmen von Grünen, CDU und PDS der Ansiedlung des BND eine klare Absage und forderte das Bezirksamt auf, an den bisherigen Entwicklungsplänen für das Gelände festzuhalten. Die Auseinandersetzung um die Ansiedlung der Schlapphüte bildet ein weiteres Kapitel des Streits um die Planungshoheit insbesondere im „Regierungsbezirk" Mitte, der regelmäßig von seltsamen Großprojekten heimgesucht wird. Man darf gespannt sein, bei welchen Projekten von angeblich überragendem öffentlichen Interesse Senator Strieder demnächst versucht, seine Pläne gegen den Willen der Bezirke durchzusetzen.

Thorsten Friedrich

 
 
 
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