Ausgabe 07 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Die Operndiva vom Arkonaplatz

Als die spätere Operndiva Frida Leider 1888 in der Granseer Straße 9 am Arkonaplatz geboren wird, ist ihre Karriere nicht voraussehbar: Der Vater Ernst Leider, als Zimmermann aus Angermünde in die Reichshauptstadt gezogen, nimmt sich um 1900 das Leben. Die Mutter Anna, aus einer Landschullehrerfamilie in der Lausitz, schafft es, die Tochter weiter an die renommierte Luisenschule zu schicken. Allerdings muß Frida schnell berufstätig werden. Nach dem Handelsschulabschluß wird Frida Leider eine der ersten weiblichen Angestellten bei der Darmstädter Bank. Daneben nimmt sie weiter Gesangsunterricht und kann schließlich mit 27 Jahren in Halle als Sängerin debütieren – als Venus im Tannhäuser. Sie feiert Erfolge an der Berliner Staatsoper, in Mailand, Wien, London, Chicago und bei den Bayreuther Festspielen; 1932-34 singt sie mit großem Erfolg an der Metropolitan Opera in New York. Inzwischen wird ihr Ehemann Prof. Rudolf Deman wegen seiner jüdischen Herkunft in Nazi-Deutschland verfolgt. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitet Frida Leider zunächst das Gesangsstudio der Berliner Staatsoper und wird schließlich Professorin an der Musikhochschule. 1975 stirbt sie in Berlin.

Die Theaterwissenschaftlerin Heike Stange hat zusammen mit Peter Sommeregger eine Frida-Leider-Gesellschaft gegründet. Am 8. September um 19 Uhr berichten sie in der Betroffenenvertretung in der Strelitzer Straße 4 über Leben und Werk der Sängerin und bringen Gesangsaufzeichnungen zu Gehör. Diese Spurensuche, die den Kiez mit der internationalen Opernwelt verbindet, ist nur ein Programmpunkt in den umfangreichen Aktivitäten zum Jubiläum „250 Jahren Rosenthaler Vorstadt". Bereits am 7. September gibt es eine Führung über den Sophienkirchhof, wo auch James Ho-brecht, der „Pionier der modernen Stadtentwicklung", beerdigt ist. Eine speziell für Behinderte und Nichtbehinderte konzipierte Führung „Barrieren und Behinderungen gestern und heute" findet am 12. September zwischen Bernauer Straße und Zionskirche statt. Am selben Tag erfolgt die Einweihung erster „Stolpersteine", die an schwule Nazi-Opfer erinnern sollen. Es folgen Vorträge über die Verfolgung von Lesben und Schwulen und über den antifaschistischen Widerstand in der Rosenthaler Vorstadt.

Im Mittelpunkt des Tages des offenen Denkmals steht diesmal das Thema „Wohnen im Denkmal". Angeboten werden u.a. Rundgänge durch das Jugendstilhaus Brunnenstraße 24 oder die Elisabethkirchstraße 14. Erstmals gibt es im Denkmal an der Ecke Brunnen-/Veteranenstraße, dem ehemaligen „Kaufhaus Jandorf", einen Vortrag über dessen Betreiber Adolf Jandorf und seinen Architekten Louis Lachmann. In der Reihe „Bedeutende Berlinerinnen" gibt es Vorträge u.a. über dessen Tochter, die Reformpädagogin und Dichterin Vera Lachmann, über Martha Wygodzinski, eine der ersten Berliner Ärztinnen und Parlamentarierinnen und natürlich über Bettina von Arnim und ihre frühen soziologischen Untersuchungen in der Rosenthaler Vorstadt.

sk

> Das Gesamtprogramm „250 Jahre Rosenthaler Vorstadt" gibt es auf Flyern, Plakaten, im Internet (www.rosenthaler-vorstadt.de) und unter der Telefonnr. 4493227, die Besichtigungstermine zum Tag des offenen Denkmals zudem in den entsprechenden Veröffentlichungen des Landesdenkmalamtes.

 
 
 
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