Ausgabe 07 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Lesbare Stadtgeschichte

Der Prachtband Denkmale in Berlin, Ortsteil Mitte

Bei den üblichen Buchpreisen sind knapp 50 Euro für 704 Seiten mit nahezu 1000 Abbildungen geradezu ein Schnäppchen. Für alle, die sich für Denkmalschutz in Berlin oder einfach nur für die an Bauwerken ablesbare Stadtgeschichte interessieren, lohnt sich die Ausgabe: Soeben erschien mit Denkmale in Berlin, Ortsteil Mitte ein weiterer Prachtband aus der Reihe Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, herausgegeben vom Landesdenkmalamt Berlin. Der Überblick über sämtliche aktuell als Denkmale in Berlin-Mitte registrierte Gebäude, Ensembles, Parks, Gärten dürfte komplett sein. Ein Großteil von ihnen wird zudem mit Fotos vom Ende der 90er Jahre vorgestellt. Für die nicht berufsmäßig mit Denkmalen Befaßten ist das Buch neben einem Nachschlagewerk auch einfach ein spannendes Kompendium zur Stadtgeschichte: Bevor einzelne Denkmale mehr oder minder ausführlich vorgestellt werden, sind umfangreiche Beschreibungen der einzelnen Stadtteile und ihrer Geschichte vorangestellt. Auch die Entwicklung einzelner Straßenzüge wird nachvollziehbar.

Die beigelegte Denkmalkarte ist exquisit, obwohl nicht sehr groß. Auch wäre neben der nach Straßen geordneten Denkmalliste ein zusätzliches Register nach Straßennamen hilfreich, um einzelne Orte herauszufinden. Vielleicht wird es eine Nachauflage geben? Der ersten Auflage ist jedenfalls zu wünschen, daß sie sich in Windeseile verkauft.

Als Lokalpatriotin und angesichts der Feierlichkeiten zu 250 Jahren Rosenthaler Vorstadt, die in den Tag des offenen Denkmals 2003 münden, hätte ich aber doch einen Kritikpunkt. Dieser betrifft allerdings nicht die Text-Autoren, sondern ist wohl dem Layout geschuldet: Alles, was in Berlin-Mitte nördlich der mittelalterlichen Stadt entstand, wird in der Kopfzeile der Seiten durchgehend mit „Spandauer Vorstadt" betitelt. Die „Rosenthaler Vorstadt" – in den Texten sehr richtig mit „nördlich der Torstraße" angesiedelt – wird nämlich meist durch die historischen Bezeichnungen „(Neu-) Voigtland" oder „Äußere Spandauer Vorstadt" benannt, was wohl irgendwen bei der Gestaltung der Seiten dazu brachte, dieses Gebiet fälschlich als Teil der Spandauer Vorstadt einzusortieren. Das führt zu absurden Zuordnungen, die wohl selbst Nicht-Berliner verwundern dürften: Unter der Überschrift „Spandauer Vorstadt" tauchen Beschreibungen der U-Bahn-Bauten oder der Mauer-Gedenkstätte an der Bernauer Straße auf oder gar die Zionskirche, die ganz Beflissene sowieso am liebsten gar nicht zu Mitte, sondern zum hippen Prenzlauer Berg zählen möchten.

Sabine Krusen

> Landesdenkmalamt Berlin (Hg.): Denkmale in Berlin. Ortsteil Mitte, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2003. 49,80 Euro.

 
 
 
Ausgabe 07 - 2003 © scheinschlag 2003