Ausgabe 07 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Die Platte ist fertig

Nachdem die Sanierungsförderprogramme im Altbaubereich schon letztes Jahr der Haushaltskonsolidierung Berlins geopfert wurden, hat es nun auch die Platte erwischt. Im Zuge der Verhandlungen um den Haushalt 2004 beschloß der Senat, das Landesförderprogramm zur Modernisierung und Instandsetzung von Plattenbauten zu streichen.

Von 1993 bis Ende 2001 waren 1,4 Mrd. Euro Fördermittel überwiegend an städtische Wohnungsbaugesellschaften geflossen, die damit den Wohnungsbestand in den Plattenbausiedlungen Ostberlins aufwerteten. Zu diesem Zweck hatte man für die verschiedenen Wohnungsbauserien detaillierte Maßnahmenkataloge erstellt. Schwerpunkte waren die Instandsetzung von Fassaden und Balkonen oder Loggien, die Erneuerung von Sanitärsträngen und Bädern, sowie die Modernisierung von Elektrik und Heizungsanlagen. Ende der Neunziger, als in den Plattenbauten der Leerstand zunahm, weichten die starren Fördervorgaben auf; seit 1999 waren alle Vorhaben, die zu einer besseren Vermietbarkeit von Wohnungen führen könnten, prinzipiell förderungsfähig.

Die mieterrelevanten Auflagen waren in der jüngsten Version der Förderrichtlinie relativ bescheiden: Die Mieten durften im ersten Jahr nach der Sanierung nicht mehr als 10 Prozent über dem Mietspiegelmittelwert liegen; außerdem gab es eine teilweise Belegungspflicht mit WBS-berechtigten Mietern, die Ende des Jahres aufgehoben werden soll. Proteste gegen den Wegfall der Förderung, wie sie noch bei den altbaubezogenen Programmen zu vernehmen waren, blieben bisher aus. Dies ist in Zeiten, wo Plattenbauten gelegentich als Lifestyle-Objekte, meistens aber als Abrißkandidaten gehandelt werden, auch wenig verwunderlich. Gerade erst forderte Stadtentwicklungssenator Peter Strieder den Abriß von 5000 Wohnungen im Marzahn und Hellersdorf.

Sollten die Wohnungsbaugesellschaften dennoch weitere Förderungen brauchen, bleiben ihnen noch das Programm „Stadtumbau Ost" und die Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Großen Bedarf wird es kaum geben: Ende 2000 galten knapp 60 Prozent der Plattenbauwohnungen als vollsaniert, und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung geht davon aus, daß bis Ende 2004 der gesamte Wohnungsbestand auf dem neuesten Stand ist.

Thorsten Friedrich

 
 
 
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