Ausgabe 2 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Ich liebe die Männer und meinen Hund

Jürgen Friedenberg, Redakteur a. D., ist schwul und zu dieser Erkenntnis erst als Familienvater gelangt, wie er uns bereits im Klappentext seines Gedichtbandes mitzuteilen sich bemüßigt fühlt. Aber gemach, das lyrische Ich ist „ein ganz normaler schwuler Mann", der sich von den Heten so sehr nun auch wieder nicht unterscheidet. Mit „Mann und Hund" lebt er in Mainz, lädt sich nackte Jungs auf seine Festplatte und laboriert im übrigen an dem Komplex, kein richtiger Mann zu sein – das Gefühl „Mit Dir bin ich ganz Mann" ist denn auch die höchste Apotheose einer Liebesnacht. Auch Schuldgefühle sind dem 1934 geborenen Autor nicht fremd: Der Herr möge doch „nachts im Park oder in der Klappe" auch mal ein Auge zudrücken, wünscht er sich in den „Stoßgebeten eines schwulen Mannes".

Friedenbergs Lyrik, in der die Reime meist recht hölzern klappern, ist so erotisch wie die in Herzform angeordneten Kondome auf dem Umschlag, etwa wenn der Autor uns versichert: „Mein Altenteil ist geil und lang."

Peter Stirner

> Jürgen Friedenberg: Männerliebe pur. Erotische Gedichte. Frieling Verlag, Berlin 2002. 6 Euro

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