Ausgabe 2 - 2003 berliner stadtzeitung
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Jüdische Miniaturen

BAMAH – ein Jüdisches Theater in Berlin

Seit dem Mai 2001 hat Berlin ein jüdisches Theater. Das Jüdische Theater Berlin BAMAH, benannt nach dem biblisch-hebräischen Wort für Bühne, befindet sich nicht im schwerbewachten Dunstkreis der Oranienburger Straße, sondern spielt von Donnerstag bis Sonntag im Bürgerhaus Charlottenburg-Wilmersdorf, fünf Minuten Fußweg vom Fehrbelliner Platz.

Intendant und Regisseur ist der deutschstämmige Israeli Dan Lahav, der in Tel Aviv Schauspiel, Regie und Pantomime studierte und auf verschiedenen israelischen Bühnen auftrat, bevor er 1981 in das Land seiner Vorfahren zurückkehrte. Vor zwei Jahren zur Gründung von Bundespräsident Rau, Staatsminister Nida-Rümelin wie dem abgewählten Regierenden Diepgen mit ermunternden Worten, aber keiner materiellen Unterstützung bedacht, widmet sich sein 99-Plätze-Theater überwiegend Porträts jüdischer Persönlichkeiten wie Friedrich Hollaender, Else Laske-Schüler, Kurt Tucholsky und Marc Chagall.

Seit dem 7. Februar hat sich eine Heine-Lesung dazugesellt, bei der ein Schauspielerduo in einem in weiß gehaltenen Salon dessen späte Romanze Hebräische Melodien vorstellt, die er 1851 in seiner „Matratzengruft zu Paris" dahinsiechend verfaßte. Seine beißende atheistische Kritik am Lebensende kleinlaut widerrufend, schrieb Heine einen poetischen Lobgesang auf den spanischen Dichter und Rabbi Jehuda ben Halevy und eine Ballade über die Prinzessin Sabbat und den verwunschenen Prinzen Israel, der hündisch lebend nur am Sabbat sein menschliches Leben wiederaufnehmen darf. Einleitend gibt es die „Disputation", einen zänkischen Glaubensstreit zwischen Rabbi und katholischem Mönch darüber, wer der wahre Gott sei. Heine selbst bekannte sich als „gescheiterter Metaphysiker" zu Gott, aber zu keiner Kirche. Das Urteil der als kindlich bezeichneten Königin ist, „daß sie alle beide stinken". Musikalisch aufgelockert werden Heines Verse durch Lieder von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann, gefühlvoll gesungen von der israelischen Nachwuchs-Sopranistin Liat Mordoch und begleitet von dem Pianisten Uwe Streibel.

Einen eindrucksvollen Blick in jüdische Ritualwelten bietet das Programm Shabat Shalom, bei dem jeder Besucher persönlich begrüßt wird und quasi an der vorderen Seite der geschmückten Festtafel Platz nehmen kann, als ob er Gast einer orthodox-jüdischen Familie wäre. Vom Anzünden der Kerzen über den Kiddush-Segen eines richtigen Kantors und das Festessen bis zur Verabschiedung des Shabats mit dem Löschen der Kerzen wird der Ablauf zelebriert und erklärt. Statt dem Essen von der Bühnentafel gibt es in der Pause im Café einen Teller mit traditionellen jüdischen Spezialitäten zum Probieren, der im Eintrittspreis enthalten ist.

Franz-Josef Paulus

> Jüdisches Theater Berlin BAMAH, Hohenzollerndamm 177, Wilmersdorf, fon 2511096

„Heinrich Heine – Hebräische Melodien" am 16. März und am 6. April um 19, am 25. April um 20 Uhr

„Shabat Shalom" am 9. März und am 13. und am 27. April um 19 Uhr

(Eintritt 24 Euro, Vorbestellung erforderlich)

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  Ausgabe 2 - 2003