Ausgabe 2 - 2003 berliner stadtzeitung
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SEZ bleibt Abrißkandidat

Nachdem nach jahrelanger Suche mit der Leipziger Poseidon Sportstätten GmbH endlich ein Betreiber für das SEZ gefunden wurde, der die Bedingungen des Senats – unter anderem Investitionen von mindestens 25 Millionen Euro – erfüllen konnte, glaubte man das Sport- und Erholungszentrum in der Landsberger Allee bereits gerettet. Der Investor wollte das Bad schnellstmöglich wiedereröffnen und bei laufendem Betrieb sanieren. Dabei wollte man auf eigene Erfahrungen mit der behutsamen Sanierung eines Leipziger DDR-Spaßbades zurückgreifen.

Behutsame Sanierung? Nicht in Berlin. Der Liegenschaftsfonds Berlin GmbH &Co.KG, ein direkter Nachfolger des Treuhand-Kartells und derzeitiger „Besitzer" des SEZ, favorisiert ein Angebot ganz anderer Art: den Totalabriß des Multifunktionsbaus und Neubau durch das vornehme Hamburger Unternehmen Meridian Spa. Dieses betreibt seit einigen Monaten in den Spandauer Arcaden einen Wellness-Beauty-Tempel mit Eintrittspreisen zwischen 15 und 22 Euro und plant ähnliches auf dem Grundstück des SEZ.

Um der Abrißoption kurz vor dem Vertragsabschluß mit der Poseidon GmbH doch noch zum Durchbruch zu verhelfen, änderte man im Liegenschaftsfonds kurzerhand einige Klauseln des bereits abgestimmten Vertragswerkes. So wurde ein Rückkaufsrecht durch das Land in den Vertrag aufgenommen, das die Planungssicherheit des Leipziger Unternehmens untergrub und die Finanzierung des Projekts unmöglich machte ­ keine Bank hätte noch einen Kredit gegeben.

Nun hat man wieder das gewohnte Bild: Während landauf, landab die Leute den Erhalt des außergewöhnlichen DDR-Baus wünschen, versuchen einige wenige in den Führungspositionen, die Beseitigungsdoktrin durchzudrücken. Es ist, als hätte man sich verschworen, von der Architektur der DDR nur die spröden Plattenblocks übrig zu lassen.

Die Entscheidung liegt jetzt beim Abgeordnetenhaus, wo im März über Erhalt oder Abriß abgestimmt wird. Bis dahin müssen es die Plattmacher im Liegenschaftsfonds geschafft haben, die Leipziger aus dem Rennen zu schlagen, was als nicht unwahrscheinlich gilt.

cj

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