Ausgabe 01 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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König Fußball auf Kaisers Platz

Nachdem sich nunmehr ein illustrer Kreis von potentiellen Zwischennutzern des Palastes der Republik gefunden hat, wird nun dessen Vorplatzgestaltung diskutiert. Einen Beitrag dazu lieferte ein Ideenwettbewerb der Berliner Architekturgalerie suitcase architecture. Knapp 50 Beiträge befaßten sich mit der Frage, was die kommenden Jahre auf dem ehemaligen Parkplatz, heute Schloßplatz genannt, geschehen soll.

Auf die Idee des 1. Preises hätte wirklich fast jeder kommen können, denn sie hat sich vielerorts bereits bewährt: ein Fußballplatz. Zusammengesetzt aus 5888 landesweit gesammelten Rasenabschnitten aus Großstadien und Kleinstarenen entstünde vor den Palasttreppen ein lustiges Patchwork unterschiedlicher Rasensorten, umrahmt von einem großzügigen Wandelgang. Die Kreativlinge der rocotron GbR aus Leipzig setzten dabei bewußt „König Fußball" gegen Preußenfürst und Großkaiser, da dies der „deutschen Seele" mehr am Herzen läge. Daß sie ihren Fußballtempel „Nationalfeld" nennen, soll wohl als Persiflage auf die unsägliche Bedeutungsschwängerei rund um den Schloßplatz verstanden werden.

Unter den übrigen ausgestellten Arbeiten, die oftmals nur als Ideenskizzen gelten können und irgendwo zwischen Schneekanonen, vorzeitigem Palastabriß und Barocklabyrinth liegen, findet sich dann auch gleich zweimal der Vorschlag für einen Campingplatz. Die Fotomontagen erinnern in angenehmer Weise an die unmittelbare Nachwendezeit, als der Platz noch ein lustiges Sammelsurium von Wohnmobilen und Flohmarktbuden war. Möglicherweise ließen sich das Fußballfeld und der Campingplatz zu einer Ideallösung fusionieren, vorausgesetzt, nicht nur die Preisträger sind damit einverstanden. Die Berliner wären dankbar und die Welt beruhigt, auch wenn der Name „Nationalcampingfeld" lauten würde.

cj

> Die Ausstellung „Zwischen-Raum-Nutzung" ist noch bis zum 12. Februar in der Choriner Straße 54, Prenzlauer Berg, zu sehen, Di bis Do von 10 bis 14 Uhr und Fr bis So von 14 bis 18 Uhr

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