Ausgabe 10 - 2002 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Kurzkultur

zeitlos-schlecht

Alte Witze, abgelaufene Filme und zeitlos schlechte Lieder verspricht uns das Berliner „Schlechtival", das aber gerade kein Trash-Festival sein will ­ in diesem Jahr unter dem Motto: „Zeit ­ das geht uns alle an", was kaum zu bestreiten sein dürfte. Die Veranstalter fühlen sich herausgefordert, den Saal in möglichst kurzer Zeit leer zu spielen. Hoffen wir mit ihnen, daß sie nicht wie im letzten Jahr sieben Stunden auf ihren wohlverdienten Feierabend warten müssen. Mitbestimmung durch Buhrufe aus dem Publikum ist ausdrücklich erwünscht.

> 11. Berliner Schlechtival, am 7. Dezember ab 20 Uhr im Filmrauschpalast der Kulturfabrik, Lehrter Str. 35, Tiergarten. Eintritt: 5 Euro. Wer zu spät kommt, muß nachlösen

skurril-revolutionär

Die Teletrabbies, eine skurrile Satire auf Mauerfall und Weltrevolution sind Teil einer Filmschau unter dem Titel Alle Macht der Super-8. Der Filmemacher und post-revolutionäre Stadtplaner Carsten Joost zeigt einen Ausschnitt seiner Schmalfilmproduktionen aus Frankfurt am Main und Berlin. Aufführungsort ist das neue Domizil der Knorre zwischen ALDI und Rewe-Markt an der Modersohnbrücke in Friedrichshain. Bei Bedarf sind also Parkplätze in ausreichender Zahl vorhanden.

> „Teletrabbies" von Carsten Joost, am 21. November um 20.30 Uhr in der Knorre, Revaler Str. 33, Friedrichshain, Eintritt: 4, ermäßigt 2 Euro

de-konstruktiv

Zum nunmehr schon dritten Mal beansprucht die „winter music" ­ der Name ist eine Hommage an John Cage ­ die Aufmerksamkeit von Interessenten an zeitgenössischem Komponieren. Nach dem Auftakt im Hebbel-Theater, wo eine u.a. Schönberg und Nono verwurstende „audiovisuelle Konzertmontage" zu hören und zu sehen war, sind am 29. und 30. November noch vier Konzerte in der Akademie der Künste, allesamt mit dem das Festival veranstaltenden Kammerensemble Neue Musik Berlin, zu erleben. Geboten wird selten zu hörendes von Franco Evangelisti aus dessen Oper Die Schachtel, bewährtes von Helmut Lachenmann und John Cage, dazu Uraufführungen von Meadowcroft und Frank Gerhardt, zudem eine dreistündige Beethoven-Dekonstruktion von Dick Raaijmakers. Er vergeht sich an einem späten Quartett.

> „winter music 3": vier Konzerte am 29. und 30. November in der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Tiergarten, www.kammerensemble.de

oder-neiße

Auf der scheinschlag-Seite 3 gab er nur ein kurzes Gastspiel: Die Redaktion konnte sich nicht so recht anfreunden mit dem polnischen Wurstmenschen als Protagonisten der Kolumne. Wer diese seltsame Gestalt vermißt oder zumindest wissen möchte, was aus ihr geworden ist, die es nach dem Übertritt der Oder-Neiße-Grenze mit deutschen Ämtern zu tun bekam und sich anschließend anscheinend verdreifacht hat, kann das jetzt in der Galerie Neurotitan in Erfahrung bringen. Leszek Herman Oswiecimskis „Science Fiction Thriller" ist in der neuen Buchreihe der „polnischen Versager" erschienen, in einer deutschen und einer polnischen Fassung.

> „Klub der polnischen Wurstmenschen", das Buch von Leszek Herman Oswiecimski wird am 22. November um 20 Uhr in der Galerie Neurotitan im Haus Schwarzenberg, Rosenthaler Str. 39, Mitte, vorgestellt

unschuldig-verdorben

Eine Ausstellung, die sich der Polarität von „Innocence" (früher hätte man Unschuld gesagt) und Provokation bei heranwachsenden Mädchen widmet, stellt nun die Galerie Rebell Minds zur Diskussion. Um „unschuldige Zärtlichkeit" und „schonungslose Desillusionierung", überhaupt um „weibliche Gefühle" soll es gehen. Bei so viel Klischees darf wohl mit einem ironischen Umgang gerechnet werden.

> „Mädchen, Nymphen, Mädchen, Nymphen", vom 22. November bis zum 1. Januar in der Galerie Rebell Minds, Rosa-Luxemburg-Str. 13, Mitte, geöffnet Mo bis Fr von 13 bis 20 Uhr

reich-ranicki

Wer „Experten" wie Herrn Reich-Ranicki oder Frau Löffler über Bücher talken hört, wird kaum daran zweifeln: Das kann ich auch. Eine freie Aussprache über Bücher, Diskussionen von Selbstgeschriebenem eingeschlossen, soll ab 29. November alle zwei Wochen in der Werkstatt Galerie unter dem Motto „Seite 28" stattfinden. Es besteht die Hoffnung, daß es dort dann differenzierter zugeht als im „Literarischen Quartett" – und genauso Spaß macht.

> Das Buchbesprechungstreffen „Seite 28" findet ab dem 29. November 14-tägig von 15 bis 18 Uhr im Galerietreff der Freien Hilfe e. V. in der Brunnenstr. 28, Mitte, statt. Ansprechpartnerin ist Gundula Kühne, fon 44362440

traumhaft-kriegerisch

Schlimm muß die Lage dessen sein, der seine berufliche Zukunft nur noch bei der Bundeswehr sieht. Zumal dank Rot-Grün ja die Gefahr besteht, von regierenden Kriegsverbrechern ohne Not in Gefechte sonstwo auf der Welt verwickelt zu werden. Im Oderbruch gibt es aber anscheinend eine große Anzahl männlicher Jugendlicher, die in dieser Lage sind. Sie hat der Filmemacher Zoran Solomun für seinen Film Der Traum vom Fliegen befragt. Kurz vor Fertigstellung des Films begann das NATO-Bombardement Jugoslawiens.

> „Der Traum vom Fliegen" von Zoran Solomun wird am 24. November um 18 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs im Lichtblick-Kino, Kastanienallee 77, Prenzlauer Berg, gezeigt

u-musikantisch

Beim Jugendbandwettbewerb „BandBreite" (Scheiß-Binnengroßschreibung!) können sich bis zum 20. Dezember junge Musiker, das meint: bis 25 Jahre, mit ihren Kapellen bewerben. Einsenden kann man Demoaufnahmen aller „U-Musik-Genres". Am Endausscheid in der WABE dürfen im März dann 16 Gruppen hoffnungsvoller Kulturindustrieller teilnehmen, denen Sachpreise „winken".

> Einzureichen sind maximal drei Titel nebst Infotext über die Band in der WABE, Danziger Str. 101, 10405 Berlin

krachig-punkig

Zusammen mit zwei weiteren Bands kommt Radio 4 aus New York nach Berlin: Das verspricht einen erfrischenden Abend voll Gitarrenlärm und Elektroniksound. Ähnlich wie Radio 4 experimentieren auch The Faint mit melodisch-elektronischen Elementen, vor einem krachig-punkigen Hintergrund. Simian halten es eher mit den Beatles denn mit den Sex Pistols, stehen aber genauso auf Keyboards ­ für ein kontrastreiches Programm ist also gesorgt.

> The Faint und Radio 4 am 30. November, abends im Kesselhaus der Kulturbrauerei, Knaackstr. 97, Prenzlauer Berg

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