Ausgabe 10 - 2002 berliner stadtzeitung
scheinschlag

Diese Ausgabe

Inhaltsverzeichnis

Impressum


Zur Homepage

Kurznachrichten

abgeblasen

Daß die Krise auch Chancen bietet, wurde im letzen scheinschlag dargelegt. Die verarmte Bundesregierung wollte die Eigenheimzulage abschaffen, mit der die Allgemeinheit seit Jahrzehnten der bürgerlichen Idealfamilie ihren Häuslebau subventioniert ­ und damit die Zersiedelung ganzer Landstriche fördert. Nach intensiver Lobbyarbeit der Wohnungsbauunternehmen und der Bauwirtschaft, die sogar eine Demo auf die Beine stellte, wurde das Projekt wieder abgeblasen. Nun bescheidet man sich mit einer Kürzung der Subvention, außerdem wird sie künftig auf Familien mit Kindern beschränkt. Nicht einmal ihre saftige Finanzkrise kann die Regierung zu vernünftigen Reformen zwingen.

abartig

Was haben das WMF, die Staatsoper, das Forum Junge Bewegungskultur, die Sophiensäle und das Deutsche Technikmuseum gemeinsam? Sie wollen in den Palast der Republik. Das Forschungsprojekt Urban Catalysts hat nun ein Konzept für eine Zwischennutzung des kaputten Kulturpalastes vorgestellt, die allem Anschein nach ernste Aussichten auf Erfolg hat (s. scheinschlag 7/02). Kulturstaatsministerin Christina Weiss hat die Schirmherrschaft übernommen, das Berliner Kultur-Establishment ist sowieso dafür. Und die Szene ist hellauf begeistert. Allerdings rührt sich auch schon die Gegenseite: „In Berlin herrscht wahrlich kein Mangel an abartigen Veranstaltungsstätten", meint mit dankenswerter Deutlichkeit Günter Nooke, der kulturpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Obwohl Urban Catalysts bei jeder Gelegenheit betont, gegen einen späteren Abriß keinerlei Einwände zu haben, wird den Palastgegnern anscheinend langsam unwohl.

abfall

Die BSR baut ihr Abfallkonzept um: Die Biotonne soll abgeschafft werden, und in Ruhleben entsteht die größte Müllverbrennungsanlage Europas. Die Umweltexperten aller Fraktionen kritisieren die Pläne scharf, wegen der Umwelt, und auch, weil mit einer „drastischen Erhöhung der Gebühren" zu rechnen sei. Mit denen nimmt es die BSR auch sonst nicht so genau. Von 1999 bis 2002 hat sie für die Straßenreinigung 60 Millionen Euro zuviel erhoben. Man hätte den „bedauerlichen Irrtum" gern mit einer Gebührensenkung wiedergutgemacht, aber das ist manchem nicht korrekt genug. Nun soll das Geld den Mietern zurückgezahlt werden – oder vielmehr den Hauseigentümern, die die Betriebskosten ja abrechnen. Wie es allerdings aus den Kassen der Verwalter zu den Mietern gelangen soll, ist unklar. Wer einmal mit seiner Wohnungsverwaltung um die Betriebskostenabrechnung hat streiten müssen, weiß, wie schwer an dieses Geld heranzukommen ist. Man könnte es auch gleich den Vermietern schenken.

ab!

Die Bernauer Straße wird bald nicht mehr wiederzuerkennen sein. Der Senat will eine Straßenbahn bauen, wobei die Straße hier und da verbreitert sowie selbstredend komplett erneuert werden soll. Der Erhalt der 163 Alleebäume aber scheint zu teuer; sie werden abgehaun und durch Neupflanzungen ersetzt. Weil die Berliner Öffentlichkeit auf Rodungen erfahrungsgemäß empfindlich reagiert, wurde nun im Kiez ein Gutachten verteilt, das sich mit der Gesundheit der Todgeweihten beschäftigt und zu einem wenig überraschenden Ergebnis kommt: Bis auf die zwei Ulmen, die etwas von der Straße zurückgesetzt stehen und den Straßenbauern nicht im Weg sind, sind die Bäume allesamt kaputt.

termine

> Zur frühzeitigen (sic!) Bürgerbeteiligung an der Bereichsentwicklungsplanung Mitte-Süd lädt das Stadtplanungsamt am 26. November um 19.30 Uhr ins Neue Stadthaus, Parochialstraße 1-3, ein. Die entsprechende Veranstaltung für Mitte-Nord findet am 27. November in der Waldorfschule in der Weinmeisterstraße 16 statt.

> Um das Wissen über die DDR nicht westdeutschen Geschichtsbüchern zu überlassen, veranstaltet das Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, eine historische Reihe. Am 2. Dezember um 19 Uhr referiert Bernd Florath unter dem topaktuellen Titel „Keine Diktatur dauert ewig" über den ostdeutschen Widerstand. Danach Diskussion.

> Im Haus der Kulturen der Welt findet am 4. Dezember eine öffentliche Tagung zum Nahostkonflikt statt. Dort diskutieren Palästinenser mit Vertretern der israelischen Friedensbewegung. Der Eintritt ist frei.

> Das Standesamt Mitte bietet zum Jahreswechsel sowie am 3.3. und am 20.03.2003 zusätzliche Heiratstermine an. Da man sie sich so einfach merken kann, sind die Termine heiß begehrt. Anmeldungen schleunigst unter fon: 20092433-0 bis -8.

scheinschlag bietet

Provision für die Anzeigenakquise. Wer Interesse hat, für den scheinschlag Anzeigenkunden zu werben, meldet sich bitte bei uns: fon Knut 28599063, e-post knut@scheinschlagonline.de.

scheinschlag sucht

wie stets Leute, die über Stadtpolitik und Stadtentwicklung schreiben können und wollen: Bezirkspolitik von oben wie von unten, Stadtentwicklungstendenzen und den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Auch suchen wir Menschen, die sich journalistisch mit Ausländerpolitik auseinandersetzen ­ am besten Betroffene. Bei Interesse wendet euch bitte an die Redaktion: fon 28599063, e-post scheinschlag@snafu.de.

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Redaktionstreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 30. November 2002, um 14 Uhr statt.

© scheinschlag 2002
Inhalt dieser Ausgabe | Home | Aktuelle Ausgabe | Archiv | Sitemap | E-Mail

  Ausgabe 10 - 2002