Ausgabe 07 - 2002 berliner stadtzeitung
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Eigentum gegen Armut

Statistiken haben einen begrenzten Wahrheitsgehalt, aber über ihre Autoren lassen sie manche Schlüsse zu. Lesen wir zum einen die Erhebung des Instituts für Städtebau, das im Juli bundesweit eine Trendwende bei den Mietpreisen beobachtet hat: Nach längerer Stagnationsphase sind die Mieten im Altbau in diesem Jahr um 2,1 Prozent gestiegen. Die Steigerung bei Neuvermietungen wird noch weit höher geschätzt, insbesondere in zentralen Lagen.

Grund ist der träge Wohnungsneubau, der sich in den letzten Jahren halbiert hat ­ eine Entwicklung, die sich nach Einschätzung des Instituts künftig noch verschärfen wird. Die Baukosten und damit die Kaufpreise für Wohngebäude hingegen sinken. Institutsleiter Dr. Stefan Jokl: „Einmal mehr bestätigt sich: Eigentum ist günstiger als zur Miete wohnen."

Das gilt aber nur, wenn man das Geld dafür hat. Im Juni wurde eine Studie zur Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen veröffentlicht, die das Bundesamt für Bauwesen und Raumforschung in Auftrag gegeben hatte. Die Autoren meinen, daß selbstgenutztes Wohneigentum „stabilisierende Effekte auf die soziale Situation in einem benachteiligten Stadtteil hat". Dummerweise stellen sie an anderer Stelle fest, daß in Deutschland nur bei rund 20 Prozent der Umwandlungen der Mieter selbst zum Zuge kommt. In den anderen Fällen wird seine Wohnung von einem anderen gekauft, der sie oft als Kapitalanlage betrachtet und nicht selbst bewohnt, sondern seinerseits gewinnbringend vermietet. „Stabilisierend" wirkt eine solche Entwicklung wohl nur auf den Einkommensdurchschnitt – weil die Einkommensschwachen gehen müssen. Die Autoren haben das bedacht: Insbesondere bei den eigentumsschwachen Haushalten müsse der Staat die Eigentumsbildung verstärkt fördern. Die Einwohner „benachteiligter Stadtteile" werden sich freuen.

jt

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