Ausgabe 05 - 2002 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Neues Leben im Moabiter Osten

Eine Initiative will ihren Kiez reanimieren

Wenn ein Viertel bei der Wohnungssuche nur für eine kleine Minderheit erste Wahl ist, bedeutet das nicht, daß die Wohnungen billiger wären als anderswo oder daß statt schnöseliger Cafés kleine Läden den Blockrand säumten. Der Kiez östlich des Bundesinnenministeriums ist zweifellos eine solche Gegend, und er hat auch schon bessere Zeiten gesehen. „Viele Menschen sind ins Umland gezogen, andere sind hergezogen mit neuen Ideen und Bedürfnissen", so die Kiezinitiative Ost-Moabit in ihrem Ideenaufruf zur Kiezentwicklung. Und weiter: „Viele Probleme gibt es hier: Müll, teure Mieten, Ladenleerstände, viele Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger". Aber „noch sind wir kein sozialer Brennpunkt." Damit letzteres so bleibt und damit das am Boden liegende Kiezleben wieder zu neuer Blüte reifen kann, lud der Elternverein „Frecher Spatz e. V." seine Nachbarn ein, um gemeinsam an der Zukunft des Viertels zu basteln.

Der Freche Spatz besteht bereits seit 1986 und wurde ursprünglich gegründet, um einen eigenen Kinderladen in der Bochumer Straße zu betreiben. Im Moabiter Osten ist der Verein erst seit anderthalb Jahren aktiv, als der „Kiez-Kids-Klub" in der Kirchstraße 4 eröffnete. Zunächst als Angebot für zehn- bis 14-jährige gedacht, entwickelt sich der Klub zunehmend zum Nachbarschaftszentrum. Das ist auch so gewollt. Laut Michael Wagenhuber, Vorstandsvorsitzender des Vereins, sei eines der Hauptprobleme des Kiezes, daß die Menschen nicht miteinander redeten, weil es, abgesehen von ein paar Kneipen, so gut wie keine Treffpunkte im Viertel gäbe. Abgesehen von Alt-Moabit und der Kirchstraße gibt es auch kaum Läden oder Straßenleben. Deshalb zielen einige Ideen zur Kiezentwicklung auf eine Wiederbelebung des öffentlichen Raums. Dazu dient das Kirchstraßenfest, das gerade vorbereitet wird, und dazu könnten darüber hinaus kleinere Veranstaltungen in den Straßen beitragen.

Neben der Kiezinitiative Ost-Moabit, die bisher zwei Mal in den Räumen des Kiez-Kids-Klub tagte und sich dort am 15. Mai sowie am 4. Juni um 20 Uhr die nächsten Male trifft, hat sich hier am 25. April der „Verbund sozialer Unternehmen in Tiergarten" gegründet. Damit sollen die weiteren, hauptsächlich aus den siebziger und achtziger Jahren übrig gebliebenen, gemeinnützigen Vereine aus der Gegend zusammenkommen, um gemeinsam wieder mehr auf die Beine zu stellen als zuletzt. Gedacht ist dabei weniger an Appelle in Richtung Bezirksamt oder Senat als vielmehr daran, das, was zu tun ist, selbst in die Hand zu nehmen – wie früher sozusagen. Vor der Wiedervereinigung war Moabit nämlich deutlich lebendiger und da möchte man gern wieder hinkommen. Die naheliegenste Idee in Bezug auf Lebendigkeit ist zweifellos eine Party. Eine findet am Freitagabend, den 17. Mai statt, wenn in den Räumen in der Kirchstraße 4 zum Frühlingsfest geladen wird.

Dirk Rudolph

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  Ausgabe 05 - 2002