Ausgabe 01 - 2002 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Kurznachrichten

vermessene menschen

Biometrie ist, wie die meisten mittlerweile mitbekommen haben dürften, keine neue Joghurtkultur, sondern die Verwendung biologischer Daten zur Erfassung der Bevölkerung. Der Personalausweis mit Fingerabdruck beispielsweise. Eine kritische Veranstaltung zu diesem Thema hat ein unabhängiger Arbeitskreis der Humboldt-Universität organisiert. Diskutiert wird darüber, mit welchen Methoden für die neuen Kontrolltechniken Akzeptanz in der Bevölkerung geschaffen wurde. Die Verschränkung der Diskussion um „öffentliche Sicherheit" und „öffentliche Gesundheit" wird dabei eine Rolle spielen. Referentin ist Erika Feyerabend. „Vermessene Menschen ­ zur biometrischen Erfassung der Bevölkerung" läuft am Mittwoch, dem 23. Januar, ab 19 Uhr im Hauptgebäude der HU, vermutlich im Senatssaal.

angemessene hilfe

Zur Eheschließung zwischen Deutschen und Ausländern liegt eine neue Broschüre vor. Da der Wust an rechtlichen Bestimmungen ziemlich unübersichtlich ist, tun Ehewillige verschiedener Nationen gut daran, sich in diesen Fragen beraten zu lassen. Ehefähigkeitszeugnis, Familienstatut, Ehegattenunterhalt sind nur einige der Begriffe, die in der Info-Broschüre abgehandelt werden. Da alles trotzdem noch ziemlich unübersichtlich bleibt, werden außerdem Tips zur zusätzlichen Beratung gegeben. Die Info-Broschüre gibt es kostenlos bei der Ausländerbeauftragten des Senats, Potsdamer Straße 65, fon 90172357 oder 90172381.

unangemessener ernst

Die BVV des nordöstlichen Fusionsbezirks ­ von den Verordneten mit dem wundervollen (und für die anderen Bezirke vorbildhaften) Namen „3. Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow von Berlin" versehen ­ ist immer wieder mal für eine Posse gut. Viermal stellte die Zählgemeinschaft aus PDS und Grünen den vormaligen Finanz- und Kulturstadtrat Burkhard Kleinert (PDS) zur Wahl für das Bezirksbürgermeisteramt auf ­ viermal wurde er nicht gewählt, weil es eine Verordnete der Grünen nicht mitverantworten wollte, daß das Bezirksamt des Großbezirks von der PDS mit absoluter Mehrheit beherrscht wird, und mit ihrer Stimmenthaltung die Mehrheit der Zählgemeinschaft außer Kraft setzte. So wählte die BVV ein ums andere Mal, mit dem immer selben Ergebnis: 27 Stimmen für Kleinert, 27 Stimmen gegen ihn. Das lustige Treiben hätte auf diese Weise unendlich weitergehen können, ohne daß sich die Verordneten um Nebensächlichkeiten wie etwa das Regieren hätten kümmern müssen, wenn nicht einer aus der Karnevalistentruppe dem Spaß ein Ende bereitet hätte. Bei der fünften Wahl erhielt Kleinert unerwartet 28 Stimmen. Ob der Spielverderber aus den Reihen von CDU, FDP oder SPD kommt, ist unklar. Die SPD zeigte sich jedenfalls überrascht. Die scheinschlag-Redaktion auch. Zudem beklagen wir den fortschreitenden Niedergang der Spaßkultur im Nordosten Berlins.

maßlose ferkeleien

Wenn am Freitag, dem 25. Januar, das „Bündnis für Arbeit" beim Bundeskanzler tagt, um über Niedriglöhne und ähnliche Ferkeleien zu beraten, wird sich diesmal auch der Pöbel einfinden. Linke Gruppen inner- und außerhalb des DGB rufen zu einer Demonstration dagegen auf und fordern vom DGB den Ausstieg aus der Kungelrunde. Treffpunkt und genaue Uhrzeit werden erst kurzfristig unter www.gegen-buendnis-fuer-arbeit.de bekanntgegeben.

vergessene synagoge

Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar erinnert eine Veranstaltung an eine fast vergessene Synagoge in der Rosenthaler Vorstadt. Sie hat deshalb kulturhistorische Bedeutung, weil es die einzige „Vereinssynagoge" Berlins ist, die erhalten und als sakraler Bau erkennbar ist. Vor etwa hundert Jahren wurde sie privat gegründet, unabhängig von der jüdischen Gemeinde. Heute steht sie leer und verfällt zunehmend. Die Stadtentwicklungsstadträtin von Mitte, Dorothee Dubrau, lädt deshalb zu einem Gedenktag ein, der gleichzeitig dazu gedacht ist, Ideen zu einer Instandsetzung und kulturellen Nutzung in die Welt zu setzen. Im Hof der Synagoge wird die eben fertiggestellte bauhistorische Untersuchung des Bezirksamts Mitte vorgestellt. Sie beweist, daß ein Großteil der historischen Baustrukturen erhalten werden könnte. Die Veranstaltung findet am Sonntag, dem 27. Januar, ab 11 Uhr in der an den Synagogenhof angrenzenden „Weiberwirtschaft" in der Anklamer Straße 38 statt.

scheinschlag sucht

insbesondere Leute, die über Stadtentwicklung und Stadtpolitik schreiben können und wollen: Bezirkspolitik, umstrittene Architekturprojekte, Stadtentwicklungstendenzen und den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Außerdem suchen wir Mitarbeiter für die Stadtpolitik-Redaktion. Journalistische Erfahrung sollte vorhanden sein. Wer Interesse hat, meldet sich bitte beim scheinschlag, Ackerstraße 169/170.

scheinschlag lädt ein

zum offenen Redaktionstreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren freuen wir uns. Auch Fotografen, die jenseits von Kunstkitschbildern ambitioniert sind und journalistisch arbeiten können, laden wir herzlich ein. Einfach nur Neugierige sind ebenfalls willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 2. Februar 2002, um 14 Uhr statt.

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