Ausgabe 12 - 2001 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Kurzkultur

postmoderne mikroben

Wenn der Name auch anderes vermuten läßt ­ die Galerie Nord befindet sich in der Moabiter Turmstraße. Betrieben wird sie vom Kulturamt Mitte, und das kümmert sich jetzt auch um „Kunst in Tiergarten" ­ so der Titel einer Ausstellungsreihe. Beate Spitzmüller zeigt dort im Augenblick Fotos von Landschaften, die sie am Computer bearbeitet. Sie sei dabei auf der Suche nach „Landschaftsräumen", die sich durch „natürliche technische und menschliche Einflüsse" veränderten, läßt das Kulturamt Mitte uns wissen. Auch Fritz Eicher ist ein Bildmanipulator. In der Galerie Nord zeigt er „Pseudomikroben". Laut Kultur -amt ein Vertreter der Postmoderne, kombiniert er auf seinen Digitaldrucken Mikroben mit Architektur. Außerdem ist der Inhalt einer „mikrobenförmigen Kunstjurte" zu sehen, die einmal auf Burg Lichtenberg gestanden haben soll. Anything goes in Moabit.

„Fritz Eicher und Beate Spitzmüller – Fotografie & Installation" noch bis zum 30. Januar in der Galerie Nord, Turmstr. 75, Moabit; geöffnet Di, Mi, Fr und So von 12 bis 17 Uhr, am Do von 12 bis 18 Uhr. Am 6. Januar findet dort um 15 Uhr ein Galeriegespräch statt.

u-bahn-führer

Das Buch scheint für Touristen gemacht, verspricht es doch „ganz Berlin in einem Zug". Gemeint sind die Züge der U-Bahnlinie 2. Aber selbst für Bewohner der Ostberliner Innenstadt dürfte eine Reise in Richtung Ruhleben so einige Überraschungen bieten: Das Olympiastadion ist ein Begriff, aber wer kennt schon den Friedhof Ruhleben oder das Heizkraftwerk Reuter West? (Ich habe es aufgrund der Friedhofsnähe immer für ein Krematorium gehalten!) Wer in Neu-Westend aussteigt, sollte die „Westend-Klause", das Stamm- lokal von Joachim Ringelnatz besuchen; in der Nähe des U-Bahnhofs Bismarckstraße hingegen kann man heute noch Königsberger Marzipan kaufen; am Rosa-Luxemburg-Platz ... aber das kennen wir ja. Gebündelt hat die Informationen entlang der 29 Bahnhöfe die Journalistin Elisabeth Schwiontek.

Elisabeth Schwiontek: Linie 2. Ganz Berlin in einem Zug. via reise verlag, Berlin 2001. 16,80 DM

weihnachtsverbrecher

Die Onkel Verbrecher betreiben einen Verlag und veranstalten hin und wieder Lesungen. Und zu Weihnachten lesen sie ­ wie nicht anders von formidablen Verbrechern zu erwarten ­ Weihnachtsgeschichten. Angekündigt ist das Ganze als ein Abend für Menschen mit und ohne Eltern, für einsame Herzen und für Paare, Trios und Platoniker. Hernach beabsichtigen die netten Onkels auch noch zu tanzen und ganz viel zu trinken. Der Zutritt zum heillosen Treiben kostet 5 DM.

Lesung des Verbrecher Verlags am 25. Dezember, um 21.30 Uhr im Kaffee Burger, Torstr. 60, Mitte

rausch

Wenn der Arzt kommen muß, dann ist an Silvester meist eine akute Alkoholvergiftung der Grund. DJ Rexin sorgt für den Hintergrundlärm einer Party im Schokoladen, gleich neben der scheinschlag-Redaktion, wo man sich zum Jahreswechsel solange besaufen kann ­ aber nicht muß! ­ bis der Arzt auch hoffentlich wirklich kommt.

„Party bis der Arzt kommt", am 31. Dezember im Schokoladen in der Ackerstr. 169/70, Mitte

preußischer samurai

„Seine Beziehung zum Wedding rührt von einem Besuch einer Weddinger Delegation in der japanischen Partnerstadt Higashiosaka her": Was da passiert sein mag, ist nicht ganz klar, vielleicht ein Wunder, jedenfalls nennt sich der japanische Maler Miaki Okuyama seither Heinrich Gustav und produziert naive Bilder, deren Motive ausnahmslos der preußischen und der Berliner Geschichte sowie der märkischen Sagenwelt entnommen sind. Zudem schenkte der Künstler mehr als 100 seiner Werke dem Bezirk Wedding, was das dortige Heimatmuseum jetzt zum Anlaß nahm, eine Ausstellung der Bilder von Okuyama-Gustav zu präsentieren. Ein Kuriosum, das Würdigung heischt: Ein Ausflug der gesamten scheinschlag-Redaktion in die Pankstraße ist geplant.

„Ein Samurai sieht Preußen. Schenkung des japanischen Malers Miaki Okuyama alias Heinrich Gustav" noch bis zum 24. Februar 2002 im Heimatmuseum Wedding, Pankstr. 47, Di/Mi von 10 bis 16 Uhr, Do von 12 bis 18 Uhr und So von 11 bis 17 Uhr

margot und wolf

Manche Ankündigung eines Kulturereignisses ist nur seinem Titel geschuldet. So auch diese: „Der Abstieg der Kulturlosen in die ´bessere' Gesellschaft am Beispiel Margot Honecker und Wolf Biermann" ist wirklich kaum zu übertreffen, ist beinahe zeitlos schön. Und wahr. Es will aber letztlich nur heißen: Da referiert Reinhold Andert (naja!) „über Macht ohne Kultur und die begrenzte Unmöglichkeit, die kulturellen Grenzen der eigenen Herkunft zu übertreten" (oje!). Aber der Titel ist wirklich gut.

„Der Abstieg der Kulturlosen in die ´bessere' Gesellschaft am Beispiel Margot Honecker und Wolf Biermann" am Donnerstag, dem 17. Januar 2002, um 20 Uhr im Checkpoint, Leipziger Str. 55, Mitte

künstlerpaare

In der Reihe „Unterbrochene Karrieren", in der bereits an einige an Aids verstorbene Kulturschaffende erinnert wurde, hat nun in der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst die dreiteilige Ausstellungsserie „Partnerschaften" begonnen. Hier geht es um schwule Künstlerpaare, von denen ein Partner an den Folgen von HIV gestorben ist. So der deutsche Maler Ull Hohn (1960-1995), der eine Beziehung mit dem amerikanischen Künstler Tom Burr hatte. Hohns Bilder, die jetzt in der Oranienstraße zu sehen sind, setzen sich mit schwuler Sexualität auseinander, reflektieren aber auch das Medium Malerei nach seinem Ende im ausgehenden 20. Jahrhundert. Bis März folgen noch die Paare Jochen Klein und Wolfgang Tillmans, sowie Matt Ranger und Piotr Nathan.

„Partnerschaften: Ull Hohn und Tom Burr" in der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst, Oranienstr. 25, Kreuzberg; geöffnet täglich von 12 bis 18.30 Uhr

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