Ausgabe 10 - 2001 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Ganz große Koalition für Hotelneubau

Niemand hat die Absicht, einen Hotelneubau zu verhindern, außer natürlich den Anwohnern. Das war das Ergebnis einer Diskussion, zu der die „BI gegen einen Hotelneubau in der Christinenstraße 18/19" am 11. Oktober eingeladen hatte. Erschienen waren etwa 40 Menschen, neben den erwähnten und besorgten Anwohnern kamen Parteienvertreter sowie Bauherren und Vertreter des Sanierungsträgers S.T.E.R.N.

Zur Vorgeschichte: Die Pfefferberg GmbH und Co KG will das Gelände des Pfefferbergs zwischen Schönhauser Allee und der Christinenstraße sanieren. Damit etwa 20000 Quadratmeter historisch geschützte Bausubstanz denkmalgerecht instandgesetzt werden können, bräuchte man zusätzlich ein Mietobjekt, das so richtig Geld abwirft. Diese Kuh, die gemolken werden müsse, damit der denkmalgeschützte Rest leben könne, soll ein neues Hotel mit Tiefgarage in der Christinenstraße 18 und 19 sein (scheinschlag 9/2001). Das ginge nicht anders, weil sich sonst das ganze Projekt nicht tragen würde, so die sinngemäße Argumentation der Pfefferberg GmbH und Co KG.

Die anwesenden Parteienvertreter fanden das plausibel. Bernd Holtfreter, Direktkandidat der PDS für das Abgeordnetenhaus, holte weit aus. Schon 1988 hätten sich Leute für eine Sanierung des Pfefferbergs eingesetzt. „Damals war das ein Traum von uns, daß der Pfefferberg durch neues Leben gefüllt wird." Deshalb sei ein Hotelbau auch notwendig, um das ganze Projekt Pfefferberg nicht zum Scheitern zu bringen. Nilson Kirchner, BVV-Abgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen konnte dem nur zustimmen: „Das ist das kleinere Übel!". In den Chor aller Parteienvertreter, die unisono für den Hotelneubau plädierten, stimmte auch Klaus Mindrup ein, der Direktkandidat der SPD für das Abgeordnetenhaus.

Merkwürdig nur, daß von den Anwohnern keine einzige Stimme für eine Lückenschließung kam. Sie befürchten, daß mehrere Tausend Quadratmeter Gewerberaum für Konzertsaal und Restaurants, Biergarten und Diskotheken, New-Economy-Firmen, Wellnesscenter, elitäre Galerien und Diensleistungsfirmen den Kiez stark belasten würden. Nach Ansicht der Kritiker wird der Hotelneubau und die Tiefgarage zusätzlichen Liefer-, Kunden- und Busverkehr in die Christinenstraße ziehen. Zudem befürchten sie einen Kollwitzplatzeffekt: Ein Hotelbau könnte die Ansiedlung von teuren Kneipen und Restaurants am Platz forcieren und über steigende Wohnungsmieten zu einem Verdrängungseffekt führen. Problematisch ist das Hotel für die ganz kleinen Kiezbewohner, denn genau vor dem geplanten Hotel liegt der vielbenutzte Kinderspielplatz sowie eine Elterninitiativkita.

Wie geht´s weiter? Eine Entscheidung des Bauamtes ist noch nicht endgültig gefällt und entsprechende Anträge sind noch nicht gestellt. Zu hoffen bleibt, daß das Landesdenkmalamt auf seiner ablehnenden Haltung beharrt. Den Anwohnern wäre das recht. Sie wollen weitermachen, bis eine erträgliche Lösung gefunden ist.

C. Schöne

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  Ausgabe 10 - 2001