Ausgabe 08 - 2001 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Kurzkultur

ausgrabungen

Die 51. Berliner Festwochen, letztmalig von Ulrich Eckhardt programmiert, bieten noch einmal ein opulentes Musikprogramm. Neben einem Schönberg-Schwerpunkt wird an Artur Schnabel (1882-1951) erinnert, dessen Nachlaß sich die Akademie der Künste im Gegensatz zu dem Schönbergs sichern konnte. Wenig bekannt ist, daß der weltbekannte, aus Österreich stammende Pianist, der in Berlin lebte, bis er ins Exil gezwungen wurde, auch ein produktiver Komponist war. Während sich der Pianist Schnabel ausschließlich dem klassisch-romantischen Repertoire widmete, agierte der Komponist durchaus im Horizont der damals neuen Musik. Das Vogler Quartett wird am 3. September sein 4. Streichquartett von 1924 spielen, Christian Tetzlaff am 5. seine Sonate für Violine solo. Die 2. Symphonie (1942) wird am 16. vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin aufgeführt.

„Schnabel &" im Rahmen der 51. Berliner Festwochen, www.berlinerfestspiele.de

bildsturmtexte

Das großangelegte 1. Berliner Comicfestival nimmt von 6. bis 9. September die Kulturbrauerei in Beschlag. Neben einer Comicmesse unter freiem Himmel findet auch eine theoretische Annäherung an das Thema statt. Auf dem Symposium „Erzählen in Bildern ­ Comic als literarische Form" sprechen u.a. Klaus Theweleit und FAZ-Redakteur Andreas Platthaus. Eine abschließende Podiumsdiskussion am Sonntag legt sich die Frage vor: „Comics ­ entartete Literatur?"

1. Berliner Comicfestival vom 6. bis 9. September in der Kulturbrauerei, Knaackstr. 97, Prenzlauer Berg

autoren-gäste

Früher lockte das Künstlerprogramm des DAAD Kulturschaffende aus aller Welt auf die Insel Westberlin, heute sind die großzügigen Aufenthaltsstipendien erst recht beliebt. Die literarischen Gäste dieses Jahres kann man am 8. September auf einen Schlag in einer Marathonlesung erleben, und auch diesmal hat das internationale Autorenaufgebot eine klare osteuropäische Schlagseite. Unter den Ausgewählten sind Lajos Parti Nagy aus Ungarn, der Chilene Carlos Franz, Mircea Cartarescu aus Bukarest, José Eduardo Agualusa aus Angola und die Polin Olga Tokarczuk.

Die sieben Stipendiaten lesen jeweils 30 Minuten, am 8. September ab 17 Uhr in der daadgalerie, Kurfürstenstr. 58, Tiergarten

schlüsselwerke

Seinen 80. Geburtstag hat er zwar schon im Januar gefeiert, jetzt wird er mit einer Ausstellung geehrt: Kurt Mühlenhaupt, der legendäre Kreuzberger Künstler, der vor 10 Jahren Berlin den Rücken gekehrt und ins Brandenburgische, dem Ort seiner Kindheit zurückgekehrt ist. Die Stadtmotive sind nun Landschaften gewichen, eine Auswahl davon ist im Rahmen einer Retrospektive zu sehen, die am 25. August im Rahmen der Langen Nacht der Museen eröffnet wird.

„Maler der Liebe – Kurt Mühlenhaupt zum 80. Geburtstag", Museum Nikolaikirche, Nikolaikirchplatz, Mitte, 26. August bis 4. November, täglich außer montags, 10-18 Uhr

flüchtlinge

Seit nunmehr zehn Jahren ist das Rittergut Schloß Bröllin in der Nähe von Pasewalk ein Ort der Kultur. Berlinflüchtlinge versuchen dort konzentriert zu arbeiten. Zum Jubiläum findet vom 16. bis zum 23. September ein „ExperiMental Arts-, Performance- and Symposiums-Projekt" statt, wie es etwas unelegant heißt. Eine Standortbestimmung soll vorgenommen werden, auch wird, u.a. vom Orphtheater, eine „Performance mit Revuecharakter" zu den vergangenen zehn Jahren erarbeitet.

Informationen: 29003452 bzw. 039747/50235

areale

Bereits seit Juli und noch bis November wird Neukölln von temporären Kunstprojekten überzogen. Die Künstler beziehen sich mit ihren Arbeiten auf den Kontext konkreter Orte und schrecken auch nicht davor zurück, die „ansässige Bevölkerung direkt" einzubeziehen. So wird etwa der in der Nacht versperrte Sportplatz am Hertzbergplatz von einem Stadionsprecher mit „Worten des Trostes" beschallt (24.9.-25.10.), während Wanja Tolko an acht verschiedenen Plätzen grüne Flächen anbringt. Roland Eckelt hingegen ist auf die alberne Idee verfallen, am Hermannplatz brachliegende „positive Energien" nach chinesischer Rezeptur fließen zu lassen.

„Areale Neukölln" – 17 temporäre Kunstprojekte in der Öffentlichkeit, www.areale-neukoelln.de

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