Schluß mit alternativ

Ökologisch und sozialverträglich sollte die Sanierung in der Rigaer Straße 94 von statten gehen. Heute wissen die Bewohner und Bewohnerinnen des Wohn- und Kulturprojektes, daß Vermieter Suitbert Beulker plant, sie loszuwerden.

Bereits im Februar hatte er sich mit Hilfe der Polizei Zutritt zu Seitenflügel und Hinterhaus verschafft und versucht, in vorgeblich leerstehende Wohnungen einzudringen. Ein Blick in seine Kontoauszüge hätte ihn unschwer eines Besseren belehren können. Mieter und Mieterinnen, die versuchten, ihm die Beweisstücke zu zeigen, waren gewaltsam aus dem Treppenhaus entfernt worden. Erst Ralf Hirsch von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg Schulz konnten den Hausbesitzer zur Raison bringen ­ unter Androhung einer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.

Nun macht Beulker deutlich, daß er das Hausprojekt räumen lassen will: Im Mai stellte er für fünf Wohnungen Räumungsklagen. Vorangegangen waren fristlose Kündigungen wegen ausstehender Mietzahlungen. Den Kündigungsgrund hatte er jedoch selbst provoziert, indem er seine Bankverbindung mit zweimonatiger Verzögerung mitgeteilt hatte ­ und das erst nach schriftlicher Aufforderung. Die ersten Räumungsklagen werden am ersten und zehnten August vor dem Amtsgericht Lichtenberg verhandelt.

Nach Ansicht von Bewohnern und Bewohnerinnen versucht Beulker auf diesem Weg die gemeinschaftliche Wohnstruktur im Haus zu untergraben. Im selben Kontext sehen sie eine Einstweilige Verfügung vom Juni, die ihm das Recht auf einen Haustürschlüssel gibt: Eine kollektive und offene Wohnstruktur werde bei uneingeschränktem Zutritt des Besitzers unmöglich.

Zum Gerichtstermin wird es vor dem Amtsgericht Lichtenberg eine Kundgebung für den Erhalt des Wohn- und Kulturprojekts geben.

Jutta Blume