Ausgabe 05 - 2001 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Junge Punks aus Ost-Berlin

Wie Feuer und Flamme erzählt eine Liebesgeschichte im geteilten Berlin

Elf Jahre nach der Wende erscheint jüngere deutsche Geschichte im Film wie eine längst vergangene. Doch das Leben vor dem Mauerfall ist vielen noch präsent genug, um den Wahrheitsgehalt der historischen Fiktion an der Realität zu messen. Politische Repression in der ehemaligen DDR ist im Postwende-Kino bereits thematisiert worden, aber ohne solch präzise Milieuzeichnung wie in Connie Walthers neuem Film. Dieser beleuchtet die ostdeutsche Punkszene, die staatlichen Schikanen besonders ausgesetzt war.

Ost-Berlin zu Beginn der achtziger Jahre: Captain (Antonio Wannek) und seine Punker-Clique beten Sid Vicious, die Dead Kennedys und andere westliche Musik-Ikonen an. Sie hängen in der abgeschiedenen Plänterwald-Szene ab, da im Stadtzentrum sofortige Verhaftung droht, und träumen von einem Plattenvertrag. Eines Tages stößt die West-Berliner Schülerin Nele (Anna Bertheau) zufällig zu ihnen. Sie wird zur Grenzgängerin für die Gruppe, schmuggelt Bild- und Tonmaterial in den Westen. Nele und Captain verlieben sich ineinander, doch ihre Beziehung ist harten Proben ausgesetzt: Captains Freunde trauen Nele nicht, und die staatliche Überwachung ist allgegenwärtig. Nach einer politischen Aktion erhält Nele Ost-Berlin-Verbot und Captain, der verhaftet wird, drohen etliche Jahre Gefängnis. Doch Nele scheut keine Gefahr, dem Liebsten zu helfen...

Der Geschichte liegen zwar authentische Erfahrungen zu Grunde, dennoch haben die Macher den Stoff zu sehr dramatisiert. Die Wahrscheinlichkeit einer unbemerkten Flucht von West nach Ost auf einem Müllkahn beispielsweise ist eher klein. Die DDR wird als gräulicher Knast dargestellt, der von verhärmten, verbitterten Menschen und Stasimitarbeitern bevölkert ist. Diese Sichtweise scheint nur folgerichtig, da die Perspektive der naiven Westlerin Nele eine andere Wahrnehmung des Ostens kaum erlaubt. Die No-Future-Stimmung wird von den dunklen, bläulichen Bildern des Films, dessen Ausstattung sorgfältig nachgestellt ist, konsequent bedient. Die Lebensgefühle in Ost und West sind überzeugend, wozu der rasante Soundtrack beiträgt.

Und so zittert der Zuschauer mit um das Schicksal des jungen Paares in diesem romantischen Liebesfilm.

Kira Taszman

Wie Feuer und Flamme, D 2001; R: Connie Walther; D: Anna Bertheau, Antonio Wannek, Tim Sander

Kinostart: 14. Juni

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  Ausgabe 05 - 2001