Ausgabe 05 - 2001 berliner stadtzeitung
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Ohne Dampf kein Hanf

Dem Berliner Hanfmuseum droht die Schließung

Das Berliner Hanfmuseum steht kurz vor dem Aus. Als einziges seiner Art in Deutschland öffnete es 1994 seine Tore. Zwei Mitglieder des Hanf e.V. hatten die Idee, nach dem Vorbild des Marihuana-Hemp-Museums in Amsterdam einen ähnlichen Austellungsort in Deutschland aufzubauen. Den Hanf als Nutzpflanze und Genussmittel aus seiner Tabuecke herauszuholen, aufzuklären und Vorurteile abzubauen, war das Anliegen der Hanfpioniere. Denn noch bis Mitte des letzten Jahrhunderts schätzte man seine Ergiebigkeit als Rohstoff und seine Wirksamkeit als Medikament – er gehörte zu den am häufigsten angebauten Feldpfanzen.

Durch unentgeltliches Engagement einiger Enthusiasten konnten Räume gefunden und renoviert sowie der Ausstellungsbetrieb bis heute aufrecht erhalten werden. Im Laufe der letzten sechs Jahre haben 85000 Menschen das Hanfmuseum besucht, ein großer Teil davon Schulklassen. „Nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem dieses Konzept endgültig an seine Grenzen stößt", meint Ole Bredow, ein Hanfmitstreiter. Die Eintrittseinahmen decken derzeit nicht einmal die Miete ­ eine Mieterhöhung im letzten Jahr war schwer zu verkraften. Eine Polizeidurchsuchung aufgrund einer Falschaussage, im Hanfmuseum würden Drogen verkauft, hatte zwar keine strafrechtlichen Konsequenzen, jedoch ist das Verfahren immer noch nicht eingestellt und es fehlen bis heute beschlagnahmte Austellungsgegenstände aus den Vitrinen.

Vor allem aber fehlt es den Betreibern an Mitteln, die drei Vollzeit- und zwei Teilzeitstellen einzurichten, die notwendig wären, um den Museumsbetrieb auf längere Sicht aufrecht zu erhalten. Wenn bis zum Dezember diesen Jahres kein tragfähiges Finanzierungskonzept gefunden wurde, wird das Hanfmuseum aufgeben müssen. Deshalb fordern die Betreiber sowohl Politiker, als auch Bildungsträger nachdrücklich auf, sich der finanziellen Verantwortung für kulturelle Vielfalt und Bildung zu stellen und eine dauerhafte finanzielle Unterstützung für das Hanfmuseum zu gewährleisten.

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